Wattenscheid. Erste Heaven-Revival-Party lockt Stammgäste in den Disco-Dino am August-Bebel-Platz. Dort steht Werner Kempin seit 47 Jahren hinterm Tresen.

. Der Klassentreffen-Effekt funktioniert auf der Freilichtbühne jährlich trefflich. Auf-immer-und-ewig-Wattenscheider frönen bei den Rock Classic Allstars alter Zeiten und nehmen sich vor, die Freunde und Weggefährten von einst fortan häufiger zu sehen. Meist bleibt es beim Vorsatz. Nicht so am Samstag. Der August-Bebel-Platz erlebte ein feucht-fröhliche Zeitreise: Die erste Heaven-Revival-Nacht hat das Zeug, in die Wattenscheider Party-Geschichte einzugehen.

Die Heaven-Revival-Party .
Die Heaven-Revival-Party . © Gero Helm

Eine lange Geschichte

Werner Kempin ist schon so etwas wie Geschichte. 1970 eröffnete der gelernte Einzelhandelskaufmann den City-Club, der 1979 zum 7th Heaven wurde. Die 7 blieb der schwierigen Aussprache wegen irgendwann auf der Strecke. Nicht so die Stammgäste, die der Disco viele Jahre die Treue hielten. Ob nach „Black Horse“ oder „Eule“: Freitags und samstags war das Heaven zu vorgerückter Stunde ein Muss. Auf einen Absacker, der sich meistens bis zum Morgen ausdehnte. Frühstück inklusive.

Drei Generationen, ein Besitzer

Damals wie heute hinterm Tresen: Werner Kempin, seit 1978 zusammen mit seiner Ulla (60), auch sie längst eine Wattenscheider Legende. Drei Generationen haben die beiden kommen und gehen (na ja, oft auch torkeln) sehen. Der „Zombiekeller“ New Orleans in Bochum mag etwas älter sein. Aber ein Tanzlokal, das seit 47 Jahren in einer Hand ist: Das dürfte es weit und breit kaum noch einmal geben.

Die Heaven-Revival-Party.
Die Heaven-Revival-Party. © Gero Helm

Anfangsjahre

Die Discogänger der Anfangsjahre sind heute deutlich Ü 50 und haben im Heaven längst einem jüngeren Publikum Platz gemacht. Doch der Spaß am Ausgehen, Feiern, Tanzen ist noch quicklebendig. Allein: Es fehlen die passenden Locations. Petra Bonzelet, Michael Meinberg und weitere WAT-Urgesteine hatten da eine Idee. Warum nicht die alte Truppe noch einmal zusammentrommeln? Und: Warum diese Fete (ja, so hieß das früher) nicht an alter Wirkungsstätte steigen lassen? Im Heaven!

Nachricht von einer XXL-Party verbreitet

Hätte man sich früher die Finger wund telefoniert, zeigen Facebook und WhatsApp heute, wie fix die Nachricht von einer XXL-Party verbreitet wird. Täglich gingen Zusagen ein. Eine WAZ-Ankündigung tat ihr Übriges, um eine Nacht zu zelebrieren, von der Wattenscheid lange schwärmen wird.

Die Heaven-Revival-Party .
Die Heaven-Revival-Party . © Gero Helm

„Dancing Queen“

Schon um kurz nach 21 Uhr ist das Heaven proppenvoll. „Nee, du auch hier?“, tönt es unablässig. „Du weißt ich liiiiiebe das Leben“ und „Dancing Queen“: Wer in den 70er und 80er Jahren hier war, kehrt zurück. Feiert zu den Hits von damals. Und ein Stück weit auch sich selbst. Verrückt: Wie von Geisterhand steuert mancher Gast seinen Stammplatz am Tresen an. Wie vor 20, 30, 40 Jahren. Als wären sie nie woanders gewesen.

Die Heaven-Revival-Party.
Die Heaven-Revival-Party. © Gero Helm

Gedämmtes Licht

Gut, dass das gedämmte Licht eine gnädige Wirkung entfaltet. Schlecht, dass es mit dem Wiedererkennen mitunter nicht ganz so einfach ist. „Manche Leute muss man dreimal angucken, um zu wissen, wie dieses Gesicht früher mal ausgesehen hat“, grinst Conny.

Die Nacht ist einmalig. Oder nicht? „Zugabe!“, wird gewünscht. Zwei, dreimal im Jahr. Werner steht ganz locker hinterm Tresen. 76 wird er bald. Ob er die 50 Jahre Heaven noch vollmachen will? Werner schmunzelt. Und schweigt.