wattenscheid. . Mit Übungsleiterschein und viel Musik bietet Ulli Fiedel Senioren spielerische Bewegungsangebote und Abwechslung.

Einen Titel hat Ulli Fiedel mit seiner Gruppe auf jeden Fall sicher: „Wir sind die lauteste Tagespflege in Bochum.“ Denn über die Musik erreicht er die Runde immer. Bis zu 24 Senioren nutzen das Angebot, machen mit bei der Sitzgymnastik, bei Übungen mit Tüchern oder Bällen, und immer mit Musik.

Denn die Bewegung schwingt da gleich mit, wenn die „Flippers“ vom Käpt’n singen und die Senioren rhythmisch die Hand grüßend zur Stirn heben. Den Text kennen sie natürlich auch noch, ob beim „Schneewalzer“ oder Drafi Deutschers „Marmor, Stein und Eisen bricht“. „Die Musik hat einen appellativen Charakter“, erklärt Betreuungsassistent Ulli Fiedel (59) die Wirkung der Kulisse.

Abhängig von der Tagesform

Die Ausbildung zum Übungsleiter beim Stadtsportbund hat er nicht gemacht, um seine Zielgruppe hier in der Tagespflege im Berta-Odenthal-Haus der Awo an der Schulstraße auf den Halbmarathon oder das Studio vorzubereiten. Niederschwellig setzt er an, bei der Beweglichkeit, und da schon bei den Händen, denn das kann bereits helfen, Stürze oder schwere Sturzfolgen zu vermeiden. Und sicherer durch den Alltag zu kommen. Die Ausbildung brachte die Struktur für die Übungsstunde.

Jedes Mal muss er abschätzen „Wie alt sind die?“ und „Was können die noch?“, alles freiwillig, „jeder, wie er kann“, auch abhängig von der Tagesform.

„Generation Kellerparty“

Einstellen muss er sich auch auf den Musikgeschmack und die Erinnerungen der „Generation Kellerparty“, die sich hier versammelt hat. „Bald werde ich auch die Stones spielen“ meint er ganz ernst. Heute ist Englisch aber kein Ding.

Es gibt nicht „das eine“ Angebot, darauf hat sich Petra ten Dam, die Leiterin der Awo-Tagespflege in Leithe, mit ihrem Team eingestellt, und ist heilfroh, das Programm um die „lauteste Gruppe“ erweitern zu können. Immerhin herrscht auch ganz allgemein ein Mangel an qualifizierten Übungsleitern.

Ganz viel Respekt

Die Mobilität fängt bereits an der Haustür der Senioren an, und sie möglichst umfassend zu fördern und zu erhalten ist das Ziel. Meist sind sie alleinstehend, haben selbst in der Wohnung einen geringen Bewegungsspielraum. „Hier bekommen sie Abwechslung, erhalten kommunikative Angebote und können neue Kontakte knüpfen,“ zählt Fiedel auf. Und die Tagespflege, fünf Mal die Woche zwischen 8 und 16 Uhr, kann pflegende Angehörige entlasten.

Möglichst viel Wohlgefühl für den Augenblick zu vermitteln und Spaß an der Bewegung zu vermitteln hat sich der Betreuungsassistent vorgenommen. Damit will er an die Inhalte des Langzeitgedächtnisses der Menschen anknüpfen, immer mit größtmöglichem Respekt, aber auch nicht ohne einen lockeren Spruch wie „Geht doch!“.

Die Angebote müssen mehr emotional als rational ankommen, eine positive Grund-Atmosphäre schaffen, um Fähigkeiten wieder zu entdecken und zu fördern. Die Musik muss „ins Ohr gehen“. Wie beim Schneewalzer oder bei den Flippers.