wattenscheid. . Zum Abschluss der „Fairen Woche“ hatte der Weltladen zum Vesperbrot und zur Orgelvesper eingeladen.

Aufrechte Menschen sind gesucht. Menschen, die für Gerechtigkeit stehen. Jene, die faire Preise zahlen. 52 Wochen im Jahr engagiert sich dafür die Arbeitsgruppe „Eine Welt Wattenscheid“ mit ihrem Weltladen in der Friedenskirche. Dort fand am Samstag der Abschluss der „Fairen Woche“ statt, den die Aktivisten gemeinsam mit der 625. Orgelvesper, den „fair-zertifizierten“ Kitas Herz Mariä, St. Gertrud und St. Joseph sowie Gästen feierten.

Die orangefarbenen T-Shirts der Eine-Welt-Aktivisten bilden einen Kontrast zum grauen Herbstwetter. Gabriele Rebbes Erscheinung strahlt förmlich in den Kirchenraum, den Bernd Ostmann an der Mühleisen-Orgel mit tragenden Klängen füllt. Rebbes Gesuch nach ehrlichen Menschen spricht derweil bereits mehrere Aspekte des Abends an.

Kinderarbeit ist ein Jahresthema

Die zuvor getragene Stimmung durchbricht Ostmann beim Finale der Orgelvesper durch eine dynamische Toccata: Bewegen, aktiv werden scheint de la Tombelles Werk zu fordern. Wer passiv bleibt, kann nichts verändern oder verbessern. Den musikalischen Aufbruch führt Rebbe im Foyer fort: „Die ‚Faire Woche‘ ist eine Reaktion auf den angeblich freien Markt, der alles regeln soll.“ Die Folgen: unterbezahlte Arbeiter und Landwirte, die auf den Hungerlohn ihrer Kinder angewiesen seien.

„Kinderarbeit“ ist ein weiteres tragendes Jahresthema, das erneut in den Fokus rückt. Zum Verständnis zitiert Rebbe eine achtjährige Inderin: „Zum Spielen habe ich keine Zeit, bin außerdem zu müde. Ab und zu verletze ich mich, von den Dämpfen wird mir häufig übel.“ Das Mädchen arbeitet täglich von frühmorgens bis spätabends in einem dunklen Raum, schmilzt dort Glasringe. „85 Millionen Kinder schuften unter besonders gefährlichen Bedingungen. Ausbeuterische Kinderarbeit steckt in vielen Produkten, etwa Zucker oder Textilien“, so Rebbe.

Perspektiven schaffen

Daher müsse man Perspektiven schaffen, fordert Aktivist Klaus-Jürgen Franke: „Ein gutes Beispiel findet sich in Nepal. Die Organisation ‚Kumbeshwar Technical School‘ bildet dort Frauen drei Monate lang in handwerklichen Berufen aus.“ Ihren Kindern wird gleichzeitig der kostenlose Schulbesuch ermöglicht. „Keineswegs selbstverständlich“, hebt Franke hervor. Beeindruckend sei ein Treffen mit Satyendra Khadgi, Geschäftsführer des Kumbeshwar Trading Centre, in Gelsenkirchen gewesen, bei dem der Nepalese über positive Auswirkungen aus erster Hand berichtet habe.

Bevor Vertreterinnen der drei Kitas das traditionelle selbstgebackene „Vesperbrot“ anschneiden, schickt Rebbe noch eine Mahnung an Politik und Kirche: „In Bochum darf man den ‚Fairen Handel‘ nicht zurückfahren, sondern muss ihn fördern. Und auch in den Kirchen ist fairer Kaffee leider noch nicht selbstverständlich.“