Wattenscheid. . Bücherei-Förderverein LiesWAT! stellt viertes Autorenforum unter besonderes Motto: „Meine Geschichte – Krieg, Flucht und Vertreibung“.

Das Format hat sich etabliert: Zum vierten Mal ruft „LiesWAT!“, der Förderverein der Bücherei Wattenscheid, zum Autorenforum im Literaturhort im Gertrudiscenter auf. Um das Konzept lebendig zu halten und gleichzeitig ein neues Kapitel der Schreibförderung aufzuschlagen, geben die Verantwortlichen diesmal die thematische Richtung vor: „Meine Geschichte – Krieg, Flucht und Vertreibung“ heißt es am 12. Oktober in der Bücherei.

Astrid Kern, Vorsitzende von „LiesWAT!“, erklärt den diesjährigen Ansatz der literarischen Runde: „Unsere Zielgruppen sind Flüchtlinge und Senioren. Wir haben ein Thema gewählt, dass auch die ältere Generation erlebt hat und hoffen so, für Austausch, mehr Verständnis und einen anderen Blick auf die derzeitige Migration zu schaffen.“

Erste Kontakte sind geknüpft

Die Ausrichtung bezeichnet Kern selbst als „ein Experiment“, für dessen Gelingen bereits Kontakte geknüpft wurden: „Das Lernstudio hat sich gemeldet und informiert alle dortigen Teilnehmer, die sprachlich bereits in der Lage sind, etwas zu verfassen und vorzutragen. Auch mit dem Flüchtlingsbüro und einer interessierten Syrerin haben wir schon gesprochen.“ Weitere Kontakte sollen u.a. über die evangelische Gemeinde sowie die Awo hergestellt werden. Zeitzeugen, die während oder nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Flucht waren, sollen wiederum über das Seniorenbüro gewonnen werden.

Eigene „Stimme“ finden

Die Brisanz der erhofften Beiträge spielt eine bedeutende Rolle bei der Planung, fährt Astrid Kern fort: „In Vorgesprächen habe ich erfahren, dass die Herangehensweise kompliziert sei, da die Leute zunächst einmal eine eigene Erzählstimme für sich finden müssen. Zudem präsentiert man einer unbekannten Öffentlichkeit sehr persönliche Einblicke, häufig auch Tragik.“

Für den 12. Oktober wird mit bis zu zehn Teilnehmer geplant, die maximal zehnminütige Lesungen halten können: „Die Beiträge können natürlich auch kürzer ausfallen“, lässt Kern Spielraum.

Wegweisende Begegnung

Bislang kam die neue Idee, die für Abwechslung sorgen soll, bei allen Parteien gut an. Nach drei erfolgreichen Autorenforen gelte es nun, Akzeptanz zu schaffen und zu sensibilisieren. Den Ausschlag gab eine Begegnung in der Friedenskirche, erläutert Kern: „Dort wurden Flüchtlingsporträts ausgestellt und ich sah einen jungen Mann etwas aufschreiben, dass mich berührte und seitdem begleitet.“ Die Botschaft des Geflüchteten: „Ich möchte die deutsche Sprache lernen, aber niemand spricht mit mir.“

Die Chance auf Gespräche und Austausch soll daher zentrales Anliegen sein. Nun bedarf es noch interessierter (Neu-)Autoren, die für einen erfolgreichen Ausgang des literarischen Experiments sorgen.