Wattenscheid. Dozenten setzen bei der Arbeit mit Jugendlichen auf Gemeinsamkeiten. Generationenwechsel nimmt konkretere Formen auf Führungsebene an.
Integration, Interkulturalität, Identität – das Begriffsspektrum innerhalb von Jugendprojekten bietet eine Fülle an Varianten. Die „X-Vision Music Academy“ erweitert es nun um eine zusätzliche Version: „Transkultur“ prägt die Arbeit der Dozenten und der vielen jungen Teilnehmer nun offiziell. Gemeinsamkeiten, nicht Unterschiede jedweder Art, stehen beim Miteinander und bei allen Projekten und Workshops im Vordergrund.
Ein Ansatz, der eigentlich seit jeher – wenn auch unbewusst – verfolgt wurde, sagt X-Vision Projektkoordinatorin Beatrice Röglin: „Wir sind immer vom Menschen ausgegangen. Die Grenzen der Kulturen sind fließend und bereichern sich gegenseitig.“
Leiter Omid Pouryousefi führt weiter aus: „Der kulturelle Hintergrund ist zwar weiterhin wichtig, steht aber nicht im Vordergrund. Es ist egal, ob jemand nach Deutschland gekommen ist oder hier geboren wurde.“
Neuer Dozent im Bereich „Theater“
Iraker, Iraner und Syrer, die zum Beispiel gemeinsam ein Theaterprojekt schaffen, werden als Schauspieler betrachtet, nicht als Geflüchtete. So handhabt es auch Bernd Lagemann. Das neue Teammitglied vergrößert die Riege der Dozenten, kümmert sich um den Theaterbereich und hat mit Teilnehmern kürzlich einen Film erstellt: „Transkultur heißt für mich, etwas ohne Vorbehalte auf die Beine zu stellen. Ich habe mit drei Jungs einen Spot gedreht, nicht mit drei Flüchtlingen.“
Auf diese Art möchte man Projekte betont offen halten, trotz mancher Erschwernisse, die Röglin benennt: „Viele Förderanträge erfordern meist einen defizitären, eingrenzenden Blick auf das Projekt, das dadurch wiederum an wenig hilfreiche Vorgaben gebunden ist. In diesem Bereich müsste man auch Bildungsarbeit auf höheren politischen Ebenen leisten, um ein Umdenken zu erreichen.“
„Die Weichen für den Umbruch sind gestellt“
Neben dieser ganzheitlichen Betrachtungsweise, die dennoch auf individuelle Förderung der Teilnehmer setzt, ist der angekündigte „Generationenwechsel“ bei X-Vision vorangeschritten. Omid Pouryousefi, Gründer und bislang das Gesicht des Jugendprojektes, zieht sich immer mehr zurück: „Die Weichen für den Umbruch sind gestellt. Mit Burak Altinok, der hier als Praktikant begonnen hat, habe ich den richtigen Nachfolger gefunden.“ Der 23-jährige übernimmt immer mehr Tätigkeiten, auch wenn der Übergang ein „längerfristiger Prozess ist und einige administrative Aufgaben bei uns bleiben“, wie Röglin ergänzt.
Zuschauen statt organisieren
Auch die Projektkoordinatorin wird künftig etwas kürzertreten: „Unsere neuen Mitglieder sollen vor allem die größeren Veranstaltungen organisieren, das gehört auch zur Nachwuchsarbeit. Es wäre schön, einen Auftritt im Schauspielhaus mal im Publikum genießen zu können.“
Kulturelle und sprachliche Förderung
Laut eigenen Angaben besuchen rund 100 Teilnehmer pro Woche die „X-Vision Music Academy“ in der Steinstraße 5. Die Zusammenarbeit ist meist auf zwei Jahre ausgelegt und beinhaltet auch Sprachunterricht.
Das Team der Dozenten wurde seit 2016 kontinuierlich in den Bereichen Musik (Gesang, Schlagzeug) und Theater aufgestockt, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden.
Auftritt im Schauspielhaus
Dorthin zieht es X-Vision wieder im Dezember. Transkultur wird im Rahmen der „Visionen 2017“ von den vielen jugendlichen Teilnehmern auf die Bühne gebracht. Bernd Lagemann wird intensiv in die Konzeption eingebunden sein. Mit Jovan Ducret (Schlagzeug) und Elina Laivera (Gesang) kamen bereits 2016 zwei wichtige Verstärkungen hinzu, die beide ebenfalls den „Transkultur“-Gedanken weitertragen möchten.