Heiko Vüllers (49) ist längst nicht satt. Obwohl er 2016 einen großen Berg geschafft hat. Der Mont Ventoux (Provence) gilt als schwerste Höhenetappe der Tour de France. Auf über 1900 Meter geht es erbarmungslos hinauf. Vüllers schaffte es mit links – rechts trägt er eine Prothese. Jetzt tritt er wieder ins Pedal: als einer von 4000 Startern beim „Ötztaler Radmarathon“ in Österreich (27. August).

Heiko Vüllers (49) ist längst nicht satt. Obwohl er 2016 einen großen Berg geschafft hat. Der Mont Ventoux (Provence) gilt als schwerste Höhenetappe der Tour de France. Auf über 1900 Meter geht es erbarmungslos hinauf. Vüllers schaffte es mit links – rechts trägt er eine Prothese. Jetzt tritt er wieder ins Pedal: als einer von 4000 Startern beim „Ötztaler Radmarathon“ in Österreich (27. August).

238 Kilometer, davon rund 100 bergauf, 5500 Höhenmeter, alles an einem Tag. Vüllers scheint Recht zu haben, wenn er lachend vermutet: „Ich muss bescheuert sein.“ Die Strecke fordert Radlern generell schon körperliche und geistige Höchstleistungen ab. Der Schuster aus Günnigfelder toppt das noch. Vüllers fährt mit einem Bein, trägt rechts eine Sportprothese, die er fürs Radfahren zurecht gesägt und eine Click-Halterung für die Pedale angeschraubt hat.

Ein operativer Eingriff sollte im Kindesalter eine angeborene Hüftfehlstellung korrigieren: „Stattdessen wuchs mein rechtes Bein nicht weiter, ist daher 42 Zentimeter kürzer als mein linkes.“

Das hält den durchtrainierten 49-Jährigen allerdings nicht davon ab, Höchstleistungen auf dem Rad abzuliefern. Allein der Gedanke an seine Vorbereitung reicht aus, um die Waden krampfen zu lassen: „Zum einen mache ich möglichst viele Kilometer, je nach Strecke 70 bis 140. Außerdem trainiere ich wieder an Halden.“

Halde Hoheward fährt er zum Beispiel 30 Mal (!) hintereinander rauf und wieder runter – und peilt gar die 50er Marke an.

Während andere auf Mallorca Sonne und Gerstensaft genießen, erklomm Vüllers die Berge: „Anfang April habe ich ein achttägiges Trainingscamp absolviert, bin täglich von Palma aus in die Berge gefahren.“ 670 Kilometer, mindestens 8000 Höhenmeter standen am Ende im Fahrtenbuch. Zahlen, die der Günnigfelder ohne Prahlerei, erst auf Nachfrage nennt.

Seinem Ziel, den Ötztaler-Marathon durch die Alpen, u.a. über Timmelsjoch und Jaufenpass, zu meistern, ordnet der Sportler alles unter: „Bis zum Start möchte ich noch sieben Kilo verlieren“, berichtet der gertenschlanke, 62 Kilogramm leichte Vüllers. Kein Gramm zu viel soll bei der Tour auf seinen 1,75m lasten. Statt Alkohol und Süßigkeiten heißt es daher: Radfahren. Auch bei der Prothese schaut Vüllers aufs Gewicht: „Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mit der leichteren fahren werde.“

Da er mit dem rechten Fuß im Sitzen keinerlei Kraft auf das Rennrad übertragen kann, muss er zwangsweise alles mit links stemmen. Kurios: „Bergauf ist es für mich leichter. Wenn ich bei Ansteigen den ein oder anderen Fahrer überholen kann, gibt das natürlich einen extra Kick und motiviert.“

Ansonsten wolle er sich nicht verrückt machen lassen: „Ich fahre mein eigenes, gepflegtes Tempo, damit ich auch bei 18 Prozent Steigung nicht absteigen muss.“

Wenn dann der Marathon geschafft ist, „weiß ich erstmal nicht, wie ich das noch toppen kann.“