Wattenscheid. . Die Diagnose ist eindeutig: Der Patient „Wattenscheid-Mitte“ krankt: Problemhäuser, Leerstände, kaum Bewegungsmöglichkeiten oder Grün. So steht es in der Krankenakte, dem „integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept“ (ISEK). Die Symptome lauten hohe Arbeitslosigkeit, geringeres Jahreseinkommen und schwächeres Bildungsniveau im gesamtstädtischen Vergleich.
Die Diagnose ist eindeutig: Der Patient „Wattenscheid-Mitte“ krankt: Problemhäuser, Leerstände, kaum Bewegungsmöglichkeiten oder Grün. So steht es in der Krankenakte, dem „integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept“ (ISEK). Die Symptome lauten hohe Arbeitslosigkeit, geringeres Jahreseinkommen und schwächeres Bildungsniveau im gesamtstädtischen Vergleich.
Wehwehchen wurden nicht rechtzeitig behandelt, über Jahre verschleppt. Jetzt bedarf es einer starken Injektion, um eine Gesundung einzuleiten: Die Finanzspritze drückt bis 2022 rund 30 Millionen Euro Fördergelder in Wattenscheids System. Mit dieser Summe übernehmen die „Krankenkassen“ – Land NRW, Bund und EU – 80 Prozent der gesamten Behandlungskosten, der „Vormund“ Bochum die übrigen 20 Prozent. Weitere Investitionen könnten die Summe erhöhen.
Bauliche Maßnahmen
Die Gelder sollen wie ein Breitbandantibiotikum von innen wirken. Auffälliger sind zunächst die geplanten Operationen am offenen Herzen (Sanierung Förderturm Holland), am Rückgrat Wattenscheids (Finanzierung von Bürgerprojekten), an den Hauptverkehrsadern (Optimierung August-Bebel-Platz, Aufwertung Bahnhof) und des Gesichts (Haus- und Fassadenprogramm).
Um solche Eingriffe zu stützen, werden Rehamaßnahmen gestartet: Krankengymnastik („Masterplan bewegte und bespielte Stadt“) und die Stärkung des Immunsystems (Bildung eines „Gesundheitsverbundes“, besseres Bildungsniveau) müssen mit eisernem Willen durchgezogen werden, um auf Sicht das Muskelwachstum (Gewerbe) anzuregen. Essenziell ist der Wohlfühlfaktor, über den Lebensqualität zurückgewonnen werden kann (Aufwertung von Naherholungsgebieten).
Stadtteilmanager steuern
Vor einem Jahr hat sich das Stadtteilmanagement mit seiner „Gemeinschaftspraxis“ in der Innenstadt niedergelassen. Daniela Schaefers, Victoria Wildförster, Alexander Kutsch und Karsten Schröder betreuen als Hausärzte mit unterschiedlichen Fachrichtungen vor Ort und motivieren mit ersten Erfolgsmeldungen.
Der Umbau des Abenteuerspielplatzes Hüller Straße hat begonnen (Fertigstellung Frühjahr 2018), ein Bereich der Pestalozzi Realschule wurde saniert, zwölf „Bürgerprojekte“ sind durch einen Beirat genehmigt worden, werden über den „Verfügungsfonds“ finanziert. Weitere Ideen sind jederzeit gefragt.
Die Verantwortlichen werden bei der Stadtteilkonferenz am 31. Mai wieder den Dialog zu den Bürgern suchen, Anregungen einholen und die Projekte vorstellen. Beteiligung ist die Grundlage der meisten geplanten Maßnahmen. „Wir möchten direkten Zugang ermöglichen“, sagt Stadtteilmanager Alexander Kutsch mit Blick aufs Ehrenmal. Für die Parkanlage wird ein erster Vorentwurf präsentiert und erneut zur Diskussion gestellt.
Gleiches gilt für den „Masterplan bewegte und bespielte Stadt“. Zielgruppen, u.a. Jugendliche und Senioren, wurden aufgesucht. „Es geht um Spielplätze, Schulhöfe, auch die Innenstadt ist relevant“, erläutert Karsten Schröder. Spiel- und Bewegungsangebote können neu inszeniert, errichtet oder saniert werden. Ab 2018 soll jährlich ein Projekt umgesetzt werden (Etat für Planung und Durchführung: 3,2 Millionen Euro).
Erfolgreich angelaufen ist das „Hof- und Fassadenprogramm“, berichtet Schröder: „25 Anträge wurden gestellt, sieben sind bereits umgesetzt. Wir kommen nun in ein Fahrwasser, in dem sich etwas tut.“ Künftig sollen auch „Problemhäuser“ angegangen werden.
Ein neues Instrument soll ab Herbst bereit sein, verkündet Falko Kupsch (Stadtplanungs- und Bauordnungsamt): „Das Projekt ,Modernisierung und Instandsetzung’ wird die Substanz von Gebäuden stärken.“ Gefördert werden Kosten, die Eigentümer nicht auf Mieter umlegen können, u.a. für Barrierefreiheit und energetische Maßnahmen. In NRW sei man damit ganz „weit vorne“.