Wattenscheid kennt er wie seine Westentasche: Rudolf Wantoch, 1939 in der alten Hellwegstadt geboren, wurde die Heimatliebe bereits in die Wiege gelegt. Auf eine Tasse Kaffee trafen sich Norbert Philipp und Rudolf Wantoch in seiner Wohnung in Westenfeld.

Wattenscheid kennt er wie seine Westentasche: Rudolf Wantoch, 1939 in der alten Hellwegstadt geboren, wurde die Heimatliebe bereits in die Wiege gelegt. Auf eine Tasse Kaffee trafen sich Norbert Philipp und Rudolf Wantoch in seiner Wohnung in Westenfeld.

Viele Menschen lieben ihre Heimat, aber nur wenige befassen sich mit diesem Gefühl. Wie wurde aus „Rudi“, wie Sie als Kind genannt wurden, ein leidenschaftlicher Heimatforscher?

Rudolf Wantoch: Ehrlich gesagt fing es damit schon in der Schule an. Ich habe die Parkschule, die damalige Volksschule an der Sommerdellenstraße, besucht. Heimatkunde war mein Lieblingsfach. Meinem Lehrer, Fritz Leiermann, hörte ich gerne zu. Er schrieb Artikel und Bücher über Wattenscheid, die heute Teil meiner Sammlung sind. Es folgte eine lange Pause bis nach der Berufsausbildung als Elektromechaniker. Entscheidender Auslöser war aber die Eingemeindung nach Bochum. Unsere Klage dagegen wurde abgewiesen. Auf der Rückfahrt vom Verfassungsgericht am 13. Februar 1976 habe ich mich gefragt, wie es jetzt weitergehen soll. Ich konnte ja nicht mit der Mistgabel das Bochumer Rathaus stürmen. Da fasste ich den Entschluss, Wattenscheids Geschichte zu erforschen und anderen zu vermitteln.

Vier Bücher und unzählige Aufsätze und Artikel über Wattenscheid haben Sie seither veröffentlicht. Gibt es noch ein Leben neben der Heimatforschung?

Mit Heimatforschung kannst du ein ganzes Leben verbringen. Aber die Philatelie - Briefmarkenkunde - habe ich noch nicht ganz abgehakt und schon früh habe ich damit begonnen, WAT-Briefe aufzubewahren. Daraus hat sich ein weiteres Steckenpferd entwickelt. Ich sammle Briefwaagen. Meine Spezialität sind Waagen aus den Kriegszeiten und direkt danach. Fast 250 Exemplare stehen in den Regalen und Schränken.

Manchmal nennt man Sie auch „Mister Wattenscheid“. Was löst dieser Name bei Ihnen aus?

Ja, ich habe das schon mal hier und da gehört. Meine Seele ist eine reine Seele für meine Heimat, hier habe ich laufen und lieben gelernt. Die Bezeichnung bedeutet für mich Anerkennung und umschreibt schon meine Gefühle. Noch immer macht es mir großen Spaß, Geschichten auszugraben. Und was mich noch beschäftigte, war der Eingemeindungshunger Bochums. Fragen Sie mal die Werner oder die Bürger aus Langendreer, früher alles selbstständige Orte. Die Stadt Bochum versuchte bereits seit 1910, sich Wattenscheid unter den Nagel zu reißen, oft mit sehr unfairen Mitteln.

Hat die Eingemeindung aus heutiger Sicht auch Vorteile hervorgebracht?

Da muss ich lange überlegen. Zwei positive Aspekte fallen mir schon ein. Erstens ist der Ausbau des Lohrheidestadions zu nennen und zweitens freut es mich, dass das Heimatmuseum im Helfs Hof weiter erhalten bleibt.

Der Helfshof ist ein Herzstück der WAT-Geschichte. Dort sind Sie Museumswart. Wie kann dieser historische Ort wieder stärker ins Bewusstsein gerückt werden?

Ich bin Museumswart geworden, weil ich mich mit der Wattenscheider Geschichte und den alten Exponaten auskenne. Ich mache das seit 15 Jahren und es macht mir noch heute Spaß. Leider kommen nur die Schüler der Widar Schule und Kirchschule regelmäßig ins Museum. Früher war das anders, da gab es mehr heimatkundlich interessierte Lehrer.

600 Jahre Wattenscheid. Ist das Freudenfest für Sie?

Eindeutig ja! Ich betreue zum Stadtfest den Werbestand mit Helfern für unser Museum. Auch habe ich maßgeblich, gemeinsam mit Berthold Jablonski, die Festschrift zum Jubiläum mit gestaltet.

Übrigens habe ich mit Erfolg angeregt, dass die beiden großen christlichen Konfessionen ein gemeinsames Vorwort verfassen.

Was wünschen Sie dem Geburtstagskind für die Zukunft?

Dass es nicht von den großen Städten unterdrückt wird und dass Wattenscheid seinen verdienten Platz im Ruhrgebiet wahrnehmen kann.

Und persönlich? Noch im Mai begehen Sie Ihren 78. Geburtstag.

Ich wünsche mir, gesundheitlich weiter Stadtgeschichte erforschen zu können und über Beiträge, die auch zum Schmunzeln anregen, berichten zu dürfen. Weiter wünsche ich mir den Ausbau des Heimatmuseums. Der Helfs Hof ist der richtige Ort, um die vielfältige WAT-Geschichte zu beherbergen.