Wattenscheid. . Auf der Wattenscheider Wache wird die Polizei-Realität gezeigt. „Girls’ Day“ präsentiert sich praxisnah. Auch zwei Jungs sind dabei.

Explosionen, Verfolgungsjagden, Schießereien – Serien und Filme stellen den Polizeiberuf stets in einer über alle Maßen spektakulären Form dar. Wie der Alltag auf der Wache tatsächlich aussieht, was zum „Handwerkzeug“ eines Beamten gehört und welche Bereiche im Einsatz sind, schauten sich nun 18 Schülerinnen in Wattenscheid ganz genau an. Auch zwei Schulkameraden wurden beim „Girls’ Day“ nicht ausgesperrt.

Teilnehmerzahl verdoppelt sich

Dass Interesse an der Polizeiarbeit erfreut sich unter Jugendlichen offensichtlich großer Beliebtheit. Im Vergleich zum Jahr 2016 habe sich die Teilnehmerzahl verdoppelt, berichtet Jutta Papenheim, Erste Polizeihauptkommissarin: „Es gab sehr viele Anfragen, wahrscheinlich hätten wir noch deutlich mehr Schülerinnen aufnehmen können“, so die Dienstgruppen- und stellvertretende Wachleiterin.

Mischten sich unter die 18 Teilnehmerinnen: zwei Schüler durften auch teilnehmen.
Mischten sich unter die 18 Teilnehmerinnen: zwei Schüler durften auch teilnehmen. © Olaf Ziegler

Den 20 Jugendlichen wurden in und vor der „Wache West“ an der Friedrich-Ebert-Straße umfassende Einblicke gewährt. So stellten unter anderem Kriminalpolizei („Kripo“), Hundertschaft und Diensthundeführer ihre Aufgabenbereiche vor und hielten damit das Interesse hoch, wie Noreen (13) sagt: „Es war auf jeden Fall sehr spannend. Bei der Kripo haben wir zum Beispiel Fingerabdrücke genommen und identifiziert, was mit Handschuhen recht schwer war.“ Täterfotos wurden aufgenommen, anhand dieser Verdächtige überführt.

Lehrerin und Onkel empfahlen den Besuch

Die Empfehlung, den „Girls’ Day“ bei der Polizei zu verbringen, erhielten und Noreen und auch Helena (14) von einer Lehrerin der Hellweg-Schule. Helena ergänzt: „Auch Filme haben angeregt, mal zu schauen, wie es denn in Wirklichkeit abläuft.“ Bei Felicitas (13) von der Matthias-Claudius-Schule ist das Interesse familiär bedingt: „Mein Onkel ist bei der Bundespolizei im Einsatz und hat mir sehr viel Spannendes erzählt.“

Bundesweites Projekt startete im Jahr 2001

Die 18 Teilnehmerinnen und zwei Teilnehmer zwischen zwölf und 14 Jahren besuchen die Maria Sibylla Merian-Gesamtschule, die Hellweg Schule, Neues Gymnasium Bochum, die Graf-Engelbert Schule, die Heinrich-Böll-Gesamtschule und die Matthias-Claudius-Schule.

9360 Bewerbungen gingen im aktuellen Verfahren bei der Polizei NRW ein. Rund 2000 werden in die Ausbildung aufgenommen, informiert Jutta Papenheim. Das Polizeipräsidium Bochum liegt mit 395 Bewerbungen hinter Köln und Recklinghausen auf Rang drei.

Seit 2001 stellen sich Unternehmen, Betriebe und Unis in Deutschland Schülerinnen (ab Klasse fünf) beim „Girls’ Day“ vor. Seit 2011 gibt es auch einen „Boys’ Day“. Ziel ist es, geschlechtsspezifische Berufsklischees außer Kraft zu setzen.

Berufliche Zukunft als Polizistin gut möglich

Viel Positives nehmen die drei Schülerinnen mit. Auch eine berufliche Zukunft als Polizistinnen können sich Noreen, Helena und Felicitas gut vorstellen. Derlei Erfahrungen und Eindrücke sollen den Jugendlichen schließlich auch Orientierungs- und Entscheidungshilfen aufzeigen, wenn der Wechsel von Schule zu Ausbildung oder Studium ins Haus steht. Daher wollte man auch die beiden männlichen „Gäste“ nicht ausschließen, erklärt Papenheim.

Spürhund erschnüffelt Rauschgift

Vor allem die Praxis wurde vermittelt, fasst die Hauptkommissarin zusammen: „Ausrüstung wie Helme, Körperschutz und Schlagstöcke wurden schon vorgeführt und konnten ausprobiert werden. Auch die Einsatzwagen wurden angeschaut.“ Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch eines Drogenspürhundes: „Ein Beamter spielt den ‚Täter’, wir geben Tipps zum Verhalten, wenn ein Hund bei einem Einsatz involviert ist.“ Sogar Rauschgift wurde versteckt, damit der Vierbeiner sein olfaktorisches Talent schnüffelnd vorführen konnte.