Wattenschweid. Die Saison für Fahrten mit historischen Straßenbahnen ist eröffnet. Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft präsentiert ihre Schätze.

Auf Hochglanz poliert standen die alten Schätzchen, fein hintereinander positioniert, auf den Gleisen der Haltestelle Höntrop-Kirche. Dass die historischen Straßenbahnen weder zum alten Eisen, geschweige denn aufs Abstellgleis gehören, bewies die Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft Bogestra eV (VhAG) gestern bei der Saisoneröffnung: Die historische Bahnen verkehrten zwischen Höntrop Kirche und Bochum-Laer. Im Frühjahr und Sommer können Nostalgie-Freunde jetzt wieder jeden dritten Samstag im Monat (von Mai bis Oktober), ab Haltestelle „Engelsburger Straße“ der Linie 310 Richtung Höntrop-Kirche, über eine Fahrtdauer von drei Stunden das mittlere Ruhrgebiet entdecken.

Die beliebte Bogie-Bahn.
Die beliebte Bogie-Bahn. © Gero Helm

Besonderer Charme

Einen ganz besonderen Charme haben die alten Straßenbahnen. Als herausgeputztes, generalüberholtes Prunkstück präsentierte sich die Bogie-Bahn. Erst im vergangenen Herbst wurde die Bahn farblich aufgefrischt. „Nicht gestrichen“, verrät Stadtarchivar und Straßenbahn-Fan Andreas Halwer, aktiv in der VhAG. „Die Bahn ist mit Folie beklebt worden.“ Und zwar in detailverliebter Kleinarbeit. Die „Bogie-Bahn“, Baujahr 1969 und einst Triebwagen 48, sorgt seit 1988 als Partywagen für gute Laune auf dem städtischen Schienennetz.

Im „Klassenzimmer“, dem Triebwagen 620, informieren Axel Ladleif, Horst Schöpe und Andreas Halwer (v.l.) die Besucher.
Im „Klassenzimmer“, dem Triebwagen 620, informieren Axel Ladleif, Horst Schöpe und Andreas Halwer (v.l.) die Besucher. © Gero Helm

Klassenzimmer

Von vielen interessierten Straßenbahn-Freunden von innen und außen inspiziert wurde der Triebwagen 620. Diese Bahn, ein Unikat, wurde 1968 von der Bogestra in Zusammenarbeit mit ­Siemens als moderne Schulungsbahn konzipiert. Die Besucher bestaunten die originelle Inneneinrichtung, die wie ein Klassenzimmer auf Rädern wirkt. Die grünen Stühle stehen jeweils vor Tischen, damit im Fahrunterricht mitgeschrieben werden kann. Gestern nutze die VhAG den „620“ als Info-Stand.

Party-Spaß in historischen Straßenbahnen

Aus Anlass des 100. Geburtstags der Bogestra wurde am 13. Januar 1996 die Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft“ (VhAG) gegründet. Mehr auf: www.vhag-bogestra.de

Die historischen Bahnen können auch privat für Party-Zwecke gebucht werden. Drei Stunden kosten 390 Euro (Mindestmiete), jede 95 Euro.

Pendel im Wechsel

Der Partnerverein VhAG der Essener Verkehrsbetriebe EVAG steuerte der Ausstellung gestern ihren Triebwagen 888 bei, ein Stahlkoloss aus dem Jahr 1950. Das Essener Fahrzeug und der Bochumer Triebwagen 40 pendelten im Wechsel auf einem Teilstück der Linie 310 – von der Haltestelle Höntrop Kirche in Richtung der Haltestelle Mark 51°7 bzw. Freigrafendamm – zum VRR-Ticketpreis.

Saisonstart.
Saisonstart. © Gero Helm

Besonderes Prachtstück

Ein besonders Prachtstück auch der Triebwagen 96 aus dem Jahr 1948, der, so Andreas Halwer, „nur bei besonderen Gelegenheiten zum Einsatz kommt.“ Etwa als „rollendes Standesamt“. Das älteste Stück, ergänzte Bogestra-Pressesprecher Christoph Kollmann, „ist mit 16 Sitz- und 36 Stehplätzen ausgestattet.“ Den teilen sich die VhAG Bochum und der Verein Bergische Museumsbahnen Wuppertal, „wobei die Bahn meistens bei uns in Bochum steht.“ An zwei Standorten unterhält die VhAG ihre historischen Schätze: im Depot Engelsburger Straße und an der Hauptstraße in Gelsenkirchen.

Stolz auf ihre aktiven Mitglieder

Stolz ist die VhAG auf ihre aktiven Mitglieder. Vorsitzender Axel Ladleif: „Wir sind rund 130 Mitglieder, davon 30 sehr aktive. Aber besonders toll ist, dass alle Altersgruppen bei uns vertreten sind – von 14, 15 Jahren bis 80.“