Wattenscheid. . Ein kurzer Anruf pro Tag kann im Notfall entscheidend sein. Seniorenbüro startet „Pilotprojekt“ in Wattenscheid.
Ein kurzer Anruf, eine simple Frage: „Wie geht es Dir heute?“ So einfach kann ein Gefühl von Sicherheit im Alltag vermittelt werden. Das Seniorenbüro Wattenscheid startet ab sofort das Pilotprojekt „Telefonkette“, eine vorsorgliche Maßnahme, die auch die Aufmerksamkeit füreinander fördern soll.
Was in der „Quartiers-Werkstatt“ entstand, soll nun Interessierten als tägliche Hilfe zur Seite gestellt werden. Fünf bis sechs Personen organisieren sich in einer „Telefonkette“, vereinbaren eine feste Zeit und rufen sich nacheinander an, um sicherzustellen, dass es allen gut geht.
Achtsamkeit für die Mitmenschen
Ein trauriger „Klassiker“ gab den Ausschlag, berichten Johannes Bielawa und Nadine Urlacher von der Caritas. Eine Teilnehmerin habe während eines Treffens der Quartiers-Werkstatt die Frage gestellt: „Was passiert, wenn ich morgens nicht mehr aufstehen kann und niemand bekommt es mit?“
Weitere Informationen sind ab sofort erhältlich
Wer sich für die „Telefonkette“ interessiert, meldet sich unter Tel. 02327/94 61-26 oder schreibt eine E-Mail an johannes.bielawa@caritas-bochum.de. Als Informationen sind das Konzept, ein Leitfaden, die Notfall-Kontakte (z.B. Polizei) sowie eine Selbstverpflichtungserklärung für die Teilnahme vorhanden.
Sollte das Projekt ein Erfolg werden, ließe sich das Konzept problemlos auf das ganze Stadtgebiet ausweiten, so Bielawa.
Schnell wurden zwölf Teilnehmer aktiv und erarbeiteten ein Konzept: „Eine Woche lang haben wir es dann zu sechst getestet“, erzählt Bielawa, der selbst am ersten Versuch teilnahm. Schnell habe sich gezeigt: „Jede Gruppe braucht einen Kapitän, der die Kette startet, auch den letzten Anruf erhält und informiert wird, sobald ein Teilnehmer auch 15 Minuten nach der vereinbarten Zeit nicht zu erreichen ist.“ Der Kapitän hat die Möglichkeit, über „Notfallnummern“ z.B. bei Angehörigen, Freunden, Hausärzten oder Pflegediensten nachzufragen. „Natürlich kann es mal passieren, dass jemand einfach vergisst, sich abzumelden.“
Auch die Wattenscheider Polizei beteiligt sich, ergänzt Nadine Urlacher: „An die Teilnehmer wird extra eine Nummer verteilt. Gegebenenfalls schaut der diensthabende Beamte nach, öffnet im Extremfall auch die Wohnung, ohne das irgendjemand mit Konsequenzen zu rechnen hat.“ Ebenfalls wichtig: „Das Projekt ist nicht als ,Plauderstunde’ gedacht“, verdeutlicht Urlacher. Die Anrufe sollen kurz und knapp nach einer bestimmten Reihenfolge erfolgen, die Kette nach ca. 30 Minuten einmal durch sein.
Auf welche Resonanz das Projekt stoßen wird, sei bislang noch nicht absehbar, sagt Bielawa: „Es ist zunächst ein Versuch. Wir sammeln ab sofort die Namen von Interessenten, starten zur Not auch mit einer kleinen Kette und drei Personen.“ Während eines „Schulungsgesprächs“ wird ein Leitfaden vorgestellt. Weitere Spielregeln und die Anrufzeit legen die Gruppen selbst fest. „Räumliche Nähe“ ist zunächst nicht wichtig, wäre jedoch wünschenswert, falls sich genügend Personen aus der selben Nachbarschaft zusammenfinden.
„Auf keinen Fall ist die Telefonkette ein Ersatz für den Hausnotruf“, insistieren Urlacher und Bielawa. Die Kette greife als Vorstufe bei Menschen, die sich unsicher fühlen – egal, ob körperlich odergeistig. Ein bestimmtes Alter ist für die Teilnahme nicht erforderlich.