Wattenscheid. Jahrgangsstufe 13 der Gesamtschule muss Toskana-Fahrt vorzeitig abbrechen. 18-köpfige Gruppe gesteht Fehlverhalten ein. Gespräch mit Oberstufenleitung

Wenn eine Gruppe eine Reise tut, dann kann sie ‘was erleben?! So passiert auf einer Toskana-Fahrt der Jahrgangsstufe 13 der Maria Sibylla Merian-Gesamtschule (MSM). Über das Thema „Schülern Grenzen aufzeigen“ sprach die WAZ mit Oberstufenleiterin Daniela Kessler (60). Zunächst aber der Vorfall der Schüler-Fahrt.

Schaumparty mit Feuerlöscher

„Um das Gemeinschaftsgefühl vor dem Abitur noch einmal zu stärken“, so Lehrerin Kessler, fährt die 13. Jahrgangsstufe gemeinsam auf Tour. In diesem Jahr (am 23. September) ging es für eine Woche in die Toskana – auf einen Campingplatz mit Bungalows. Am vorletzten Abend hat eine 18-köpfige Schülergruppe „gefeiert“, die Musik sehr laut gedreht, Plastikstühle zu einer Pyramide vor dem Mädchen-Bungalow aufgestapelt, wobei einige der Stühle zu Bruch gegangen sind, und mit einem Feuerlöscher eine Schaumparty veranstaltet. Italienische Security-Kräfte und die begleitenden Lehrer haben mehrmals aufgefordert, die Musik leiser zu stellen und Ruhe zu geben. „Was dann nicht passiert ist“, so Daniela Kessler. Es wurde weiter gefeiert. „Die Schüler, wohl alle über 18 Jahre, haben sich über die Grenzen hinweggesetzt.“ Fazit: Der Verwalter der Bungalow-Anlage hat am nächsten Tag die gesamte Schülergruppe gen Heimat geschickt; eine Kollektiv-Strafe für alle. Verpasst haben die Schüler dadurch eine – bereits vorher bezahlte – Weinprobe. „Dass das Gros der Schüler auf die Gruppe sauer war, ist klar“, so die Oberstufenleiterin. Doch haben sich die Schüler sofort zum Fehlverhalten bekannt, haben die Verantwortung dafür übernommen. Zurück in Wattenscheid folgte eine Konferenz mit der gesamten Jahrgangsstufe. Die 18-köpfige Gruppe wird die anderen 62 Mitschüler für die ausgefallene Weinprobe entschädigen. Wie ist die Stimmung jetzt, wenige Wochen später? Kessler: „Hat sich alles etwas beruhigt. Die Gruppe weiß, dass sie sich falsch verhalten hat.“

Medien und soziale Netzwerke erziehen Kinder mit

„Das Sozialverhalten der Jugendlichen hat sich in den vergangenen Jahren nicht dramatisch verschlechtert“, so die Erfahrung von Daniela Kessler, die seit elf Jahren an der MSM-Gesamtschule unterrichtet. „Die Medien und die sozialen Netzwerke wie WhatsApp oder Facebook haben allerdings eine neue Dimension eingebracht. Es sind Medien, die miterziehen.“

„Die Eltern heute haben es dadurch nicht leichter. Sie können nicht ständig und immer kontrollieren, welcher Gruppe sich ihr Kind gerade anschließt.“

Kessler zur Konsequenz des Camp-Verwalters, die gesamte Gruppe heim zu schicken: „Immer mal wieder gibt es Vorfälle auf einer großen Fahrt. Das ist nicht auszuschließen und auch schon passiert.“ Und ergänzt: „Bei dieser Fahrt hätte, meiner Meinung nach, nicht die gesamte Gruppe nach Hause geschickt werden müssen.“

Was kann Schule tun, wenn Grenzen überschritten, Mahnungen ignoriert werden? Wie kann Schule erziehen? Kessler: „Wir haben klare Regeln. Etwa kein Smartphone/Handy in der Schule oder auf dem Pausenhof – außer im Oberstufen-Gebäude, wo sich volljährige Schüler aufhalten. Wer erwischt wird, dem wird bis zum Unterrichtsschluss das Gerät abgenommen.“ Grund: „Die Ablenkung durch soziale Netzwerke und die oftmals schamlose Verunglimpfung anderer.“

Gespräche mit Elternpflegschaft

Noch ein Beispiel: „Wenn wir sagen, eine Facharbeit muss um 12 Uhr abgegeben werden, meinen wir 12 Uhr und nicht 13 Uhr. Die Schüler wissen, dass wir eine zu spät abgegebene Arbeit nicht werten.“ Gewalt sei an der Schule kein großes Thema, Cyber-Mobbing schon eher. „Darüber sprechen wir mit den Schülern und auch auf den Elternpflegschafts-Konferenzen.“