. Wattenscheider Großbäcker übernimmt nach Pleite der Brotfabrik Stauffenberg Gebäude samt Maschinen in Gelsenkirchen. 100 Mitarbeiter aus WAT gehen mit

Bereket Brot hat die Regie an der Wembkenstraße in GE-Rotthausen übernommen. Die Unternehmensgruppe mit Sitz am Mausegatt 14 in Wattenscheid und weiteren Standorten in Herne und Duisburg hat Gebäude und Maschinenpark der Brotfabrik Stauffenberg übernommen, die nach113 Jahren Firmengeschichte in 2015 aufgab. Der altvertraute Bäckerei-Geruch liegt wieder über dem Gelände – bislang allerdings aus dem Probebetrieb.

In rund zwei Monaten, schätzt man bei Bereket, wird man einen Teil der Produktion hochfahren können, vier weitere Produktionslinien sollen folgen – langfristig auch mit traditionell deutschen Backwaren. Bereket ist bislang vor allem spezialisiert auf ethnische Produkte – Fladenbrot, Sesamkringel, türkisches Brot.

Lange um Expansion bemüht

In Wattenscheid – übrigens auch ein alter Stauffenberg-Standort und seit 1997 Bereket-Sitz – hatte sich der Großbäcker lange um eine Expansion am Standort bemüht (WAZ berichtete). Allerdings vergeblich. Vergangenen Sommer haben sich die Brüder Aytac und Atila Yavuz, Bäckerei-Chefs in zweiter Generation, schließlich neu orientiert, den Betrieb an der Wembkenstraße als neuen Standort ins Auge gefasst. „Fast ein Jahr hat es gedauert, bis wir das hinbekommen haben“, sagt Aytac Yavuz. Die Verhandlungen über die Insolvenzmasse, hört man heraus, waren alles andere als einfach. Von einer Komplettverlagerung haben die Yavuz’ allerdings Abstand genommen. Bereiche des Standorts Wattenscheid werden nach Rotthausen ziehen. Vor allem will die Unternehmensgruppe Bereket hier ihre Logistikaktivitäten bündeln und erweitern.

Interessante Orte auch in Bochum anbieten

„Es wäre schön gewesen, wenn Bereket in Bochum expandiert hätte“, so sagte es gestern Heinz-Martin Dirks, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bochum WiFö GmbH, auf WAZ-Anfrage. Der Wattenscheider Brotbackbetrieb hat am Mausegatt vor gut einem Jahr das „Aus“ zu Erweiterungswünschen beschlossen. Die Gründe in Kurzfassung: Für den Erweiterungsbau – Richtung Alte Ziegelei – wollte Bereket ein Grundstück von der Stadt kaufen, die mit dem Geld dem Verein SW 08 einen Kunstrasenplatz finanzieren wollte. Aufgrund der Anliegerproteste – gegen Lärm – hat Bereket von der Expansion abgesehen. Die WiFö, laut Dirks, „ist seitdem mit Bereket im Gespräch“, hatte aber gerade kein entsprechendes Alternativgelände im Angebot. Dirks: „Wir sind weiterhin im Gespräch, haben im Herbst einen weiteren Termin vereinbart.“ So gelte es, weiter zu schauen, welche Standorte für Bereket in Bochum interessant seien, etwa als Lager- oder auch Logistikstandorte.

Gut 100 Arbeitsplätze werden Zug um Zug nach Gelsenkirchen verlagert, dauerhaft rechnen die Geschäftsführer auch mit Neueinstellungen. „Bereket ist durchaus einer der Großen in der Branche. Wenn die Dinge funktionieren, können sie auch wachsen“, sieht Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski neue Perspektiven „für den etablierten Bäckereistandort“.

Wirtschaftsförderungsdezernent Dr. Christopher Schmitt setzt darauf, dass Bereket „die Entfaltungsmöglichkeiten nutzen wird, die sich hier bieten“. Die Ansiedlung zeige ihm auch, dass „der Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen gerade für Unternehmen mit türkischen Wurzeln sehr attraktiv ist.“

Bereket beliefert rund 1200 Einzelhändler im Revier direkt und vertreibt im Frischebereich mit Handelspartnern seine Brote bundesweit, die Tiefkühlprodukte gar in ganz Europa. Als ideale Chance, Logistik und Kommissionierung zu optimieren und dauerhaft auszubauen, sieht Aytac Yavuz den Betrieb. 3000 Quadratmeter hat die alte Stauffenberg-Auslieferungshalle. „Das ist ungefähr viermal zu groß wie unser Lager in Wattenscheid“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter. „Dort sind wir längst an Grenzen gestoßen.“