. Austausch mit lettischer Schule und Begegnung mit der Geschichte des Landes im Zentrum des Baltikums. Gespräche mit Holocaustüberlebendem „beeindruckend“.

Neue Wege geht die Hellweg-Schule 2016. Genauer gesagt „revanchierte“ man sich bei befreundeten Schülern aus dem lettischen Riga und besuchte die dortige Lehranstalt „Nr. 40“ in der Hauptstadt.

Damit entwickelte das Wattenscheider Gymnasium neben dem bereits etablierten Polenaustausch eine neue Begegnung mit einem osteuropäischen EU-Land weiter. Lehrer Heinz Gockel fand vor einem Jahr eine geeignete Schule im Baltikum. Im vergangenen Spätsommer bekamen die Wattenscheider Besuch. Die Hellweg-Schüler erkundeten die 700 000-Einwohner-Stadt nun im Mai.

Bevor es los ging, begaben sich die Wattenscheider auf Spurensuche und führten damit ihr interkulturelles Projekt per E-Mail und über soziale Netzwerke fort. Neun Schüler/innen der Stufen Q1 und Q2 machten sich im Anschluss in Begleitung der Lehrer Heinz Gockel und Vanessa Spyrka zum „Gegenbesuch ihrer Austauschschüler“ auf und verbrachten dort fünf unterhaltsame wie informative Tage. Beim ersten Treffen in der deutschen Heimat (August 2015) sprach man noch „über den Strukturwandel im Ruhrgebiet“.

Interkulturelles Projekt soll fortgeführt werden

Begeistert waren nicht nur Schüler/innen und Lehrer, sondern auch die Eltern und Schulleiter Jürgen Mengler.

Wie schon 2016 hofft die Hellweg-Schule bei der Fortsetzung des Austausches und des interkulturellen Projektes auf Unterstützung durch die gemeinnützige „Stiftung West-Östliche Begegnungen“.

„Beim jüngsten Projekt, das in beiden Schulen langfristig vorbereitet worden war, ging es hingegen politischer zu“, berichtet Schülerin Hannah Dißelbeck. Dies habe zum einen an der aktuellen Flüchtlingssituation innerhalb Europas, „zum anderen am Projekt ‚Spuren der Deutschen in Riga’, die zusammen mit Spuren der Russen Themen des Besuches waren“, gelegen. Daraus ergaben sich viele Diskussionen mit den Austauschpartnern, schildert Dißelbeck weiter: „Als Russischstämmige haben sie andere Ansichten, vor allem zur Rolle der Sowjetunion und Russlands, als die in den Museen dargestellten.“

Ihre Gastgeber stellten ein umfangreiches Programm auf die Beine: So besuchte man das „Okkupationsmuseum“ und machte sich näher mit der Geschichte des Landes bekannt, „das im Zweiten Weltkrieg erst von den Russen, dann von den Deutschen besetzt und nach dem Krieg in die Sowjetunion eingegliedert wurde“.

„Bedrückende Geschichte“

Als „bedrückend“ beschreiben die Schüler diesen Teil der Geschichte. Auch im Museum „Juden in Lettland“ erfuhr man mehr über die schrecklichen Geschehnisse während der deutschen Besatzung, u.a. aus erster Hand vom Historiker und Holocaustüberlebenden Marģers Vestermanis. Den Gründer des Museums behalten die Schüler als einen der „beeindruckendsten Menschen“ überhaupt in Erinnerung.

Neben der Historie kam auch die Kultur nicht zu kurz: eine Führung durch die Oper und eine herzliche Begrüßung durch ein deutsches Theaterstück wurden u.a. geboten. Die Austauschschüler führten die Hellweger zudem zu den schönsten Plätzen ihrer Stadt und brachten ihnen etwas Russisch bei. Sonst wurde meist Deutsch, manchmal Englisch gesprochen.