Denkmalschutz: Der Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins WAT, Heinz-Werner Kessler, stellte im Gastbeitrag am Beispiel des historischen Hauses Gertrudisstraße 20 die Frage, ob Politik und Verwaltung in Sachen Denkmalschutz „völlig machtlos“ sind. Die Antwort ist m.E. eindeutig. Natürlich sind Politik und Verwaltung nicht machtlos. Es stehen Instrumente zur Verfügung, die, so sie konsequent und frühzeitig zur Anwendung kommen, Verfall und Abriss hätten verhindern können.
Der nächste „Fall“ ist am Horizont erkennbar: Der Kabeisemannshof, direkt an der Grenze der alten Städte Wattenscheid und Bochum, in dem sich wie in einem Spiegel Bochumer Stadtgeschichte abbildet. Seit einem Brand 2011 jedenfalls fürchten manche, auch Stadtrat und Denkmalpfleger Dr. Hanke (SPD), dass das unter Denkmalschutz stehende Gehöft vollends von der Landkarte verschwinden könnte.
Es ist ein Ort mit Geschichte. Bis ins 9. Jahrhundert lässt sie sich verfolgen. Sogar der Name „Bochum“ soll sich daher ableiten. Mehr noch: Der Kabeisemannshof war ein Gehöft mit Mühlteich und Mühle am Kabeisemannsbach. Ein Bodendenkmal erster Güte also.
Aber an dieser Stelle soll, so hat die Bezirksvertretung Bochum-Mitte beschlossen, ein durch einen Investor finanzierter Autohof entstehen. Die ursprünglichen und - vermutlich vom Land finanziell subventionierten Planungen - sahen vor, dieses Gelände Teil eines Grünzuges werden zu lassen, der „Frischluft“ in die City bringen sollte. Hanke, ein engagierter Denkmalpfleger der oberen Denkmalbehörde in Münster, stellte jedenfalls aktuell am 8.3.2016 im Ausschuss für Planung und Grundstücke der Stadt u.a. die Anfrage, wie es mit dem historischen Hof weitergeht, weil „...das Gebäude zunehmend baufällig aussieht...“.
Eigentümer soll der bekannte Lebensmittelgroßhändler und Spediteur Hans-Josef Dewender sein, der das Anwesen 2005 mit 52 Hektar landwirtschaftlicher Fläche erwarb. Schwer vorzustellen, dass sich eine alteingesessene Bochumer Unternehmerfamilie ein solches Objekt aus Spekulationsgründen zulegt. Sicher liegt auch dem Ur-Bochumer Dewender der historische Hof am Herzen. In einem WAZ-Artikel vor einiger Zeit sprach der Unternehmer von der geplanten Errichtung eines Altenpflegeheims an historischer Stelle. Wir Anwohner jedenfalls werden uns für den Erhalt des Bodendenkmals und gegen einen Autohof oder eine Gewerbeansiedlung einsetzen. Nach unseren Vorstellungen soll auf dem Bodendenkmal, passend zur geplanten Nutzung des Hofes und unter Patenschaft der Anlieger, ein Auenwald entstehen. Dieser wird, wie ursprünglich geplant, nicht nur für gesunde Luft sorgen, sondern auch dem historischen Bochumer Erbe Kabeisemannshof am Kabeisemannsbach gerecht.
Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Autohof an der Hansastraße