Der Wattenscheider Philipp Bachor (18) feiert Erfolge in der Formel Toyota. Vater Uwe baute den Rennwagen vor 15 Jahren und war selbst auf der Piste.

Lautes Röhren und Benzingeruch. Wenn Philipp Bachor (18) den Motor anwirft, ist man gedanklich in der Boxengasse. Als Laie sieht man eine kleinere Version eines Formel-1-Autos. Windschnittige Karosserie, Spoiler, dicke Rennreifen. 170 PS verteilt auf 435 Kilogramm.

Ein Leben für den Motorsport. Treffender könnte man Bachors Werdegang nicht zusammenfassen. Bereits mit vier Jahren drehte er auf dem JaBa Circuit im niederländischen Posterholt seine ersten Runden. Heute feiert er an gleicher Stelle Siege in der Formel Toyota 16V Klasse. Sein letzter Triumph: Der Euro Cup (7. Mai).

Ums kurze Oval rast der Wattenscheider mit einem Eigenbau aus Familienhänden. Vater Uwe (58), der kurz hinter der Stadtgrenze in Ückendorf den Kfz-Meisterbetrieb „Street Toys“ betreibt, baute den Rennwagen vor 15 Jahren selbst: „Der Motor ist von Toyota, alles andere habe ich entworfen und hergestellt. Im Winter haben wir den Wagen komplett für Philipp umgebaut.“ Wo heute ein fertiger Rennbolide steht, befand sich vor einigen Monaten noch ein nacktes Grundgestell. Drehen, fräsen, schneiden, bohren, schweißen – wie viele Stunden sie zusammen beschäftigt waren, kann Uwe nur schätzen: „1000? Ich weiß es wirklich nicht mehr. Wir haben ganze Wochenenden durchgearbeitet.“

Unterstützt werden Bachors von Philipps Kollegen Calvin Storb (18), der als „Schrauber“ auch bei den Rennen an der Strecke ist. Welcher Aufwand hinter einem Lauf steckt, beschreibt der Pilot: „Mehr als eine Woche vorher fangen wir an, alles vorzubereiten und zu checken, um auf dem Rennplatz nicht mit einem Defekt zu stehen. Am Abend davor reisen wir an, suchen uns einen Zeltplatz und bauen uns quasi unsere eigene Boxengasse.“

Viel Zeit bleibt da nicht: „Urlaube legen wir entsprechend um die Rennen herum“, schildert auch Mutter Sylvia Bachor (54). Die Familie ist dem Rennsport und dem Schrauben privat und beruflich völlig verbunden. Uwe zwängte sich früher selbst ins enge Cockpit: „Seit Philipp so aktiv ist, fahre ich aber nicht mehr.“ Alle Aufmerksamkeit gehört dem Sohn. Der Pilot der zweiten Generation absolviert zudem eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker beim Bochumer VW Autohaus Wicke. Sein Arbeitgeber unterstützt ihn finanziell als Sponsor und „gibt mir vor den Rennen frei“. Im Gegenzug stellen Bachors den Boliden dort aus. Und auch ein typischer Tag im Leben des aufstrebenden Fahrers verdeutlicht den Appetit auf Renn-Asphalt: Aufstehen, arbeiten, essen, schrauben, essen, schlafen.

Dafür winkt in der aktuellen Saison (endet im Oktober) die Meisterschaft nach zwölf Rennen. Mittelfristig wäre der Sprung in die Profession reizvoll. Sein Talent hat er in den vergangenen Rennen - u.a. mit Streckenrekord – eindrucksvoll unter Beweis gestellt.