. Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer trägt dasFamilienpatinnen-Projekt. Praktische Hilfe für Menschen, wenn es darauf ankommt
Nennen wir sie Melanie. Die junge Frau ist Anfang 20, hat ein Baby bekommen und kümmert sich rührend um ihr Kind. Die Beziehung zum Vater des Säuglings geht allerdings in die Brüche. Weil Melanie allein ihre Wohnung nicht mehr halten kann, zieht sie mit dem Baby zu den Eltern. Das geht nicht lange gut. Die Mutter redet der jungen Frau ‘rein. Melanie zieht wieder aus, in eine kleine, bezahlbare Wohnung. Und kümmert sich liebevoll um das Kleine, weniger aber um Wohnung und Haushalt. Sie braucht Hilfe: eine Familienpatin.
Pool von Ehrenamtlern
Ein anderes Beispiel: Die junge, aus Afghanistan geflüchtete Frau lernt in Wattenscheid einen Mann, ebenfalls Flüchtling, kennen. Bald ist sie schwanger, doch ist sie – auch mit dem Vater ihres Babys an ihrer Seite – der Situation im deutschen, für sie immer noch neuen Alltag nicht Herr. Wieder ein Fall für die Familienpatin, für Jihan Khodr. Die Mitt-Dreißigerin, mit libanesischen Wurzeln, ist Familienpflegerin, weiß, was im Haushalt und bei den Behörden zu tun ist, geht mit viel Herz mit Kindern um. Sie wirkt als Honorarkraft unter der Federführung der Schwangerschaftsberatung des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer (SKFM) Wattenscheid.
Kontakte zu Menschen in Konfliktsituationen
Kontakte zu Familien oder Alleinerziehenden bekommt der SKFM durch seine Schwangerschaftsberatungsstelle und auch über das Jugend- oder Gesundheitsamt.
„Viele Informationen kommen auch in der Wattenscheider Sozialraumkonferenz zusammen“, lobt Petra Keuthage diese etablierte Institution.
Leiterin Petra Keuthage schätzt die Mitarbeiterin Khodr, weiß um ihre Flexibilität und Einsatzstärke. Anfang dieses Jahres hat der SKFM die Regie in Sachen Familienpatin übernommen. Petra Keuthage: „Das Projekt gibt es hier seit 2013, zunächst getragen von ,Hat Watt’ und der Anneliese-Brost-Stiftung.“ Diese Unterstützung ist aber Ende 2014 ausgelaufen, ein neuer Träger musste her. Der SKFM übernahm das Familienpatinnen-Projekt und bezahlt Jihan Khodr „aus Spenden, die wir bekommen, eine Zuwendung der Stadt und weiteren Mitteln, die wir rekrutieren können.“ Sichergestellt war das Projekt allerdings nicht.
Auf einer Konferenz lernte Petra Keuthage den Kundenservice-Leiter der Viactiv-Krankenkasse (früher BKK), Michael Mehlkopf, kennen, der schnell einen Zuschuss von 6000 Euro bis zum Ende dieses Jahres zusagen konnte. „Wir verstehe den Zuschuss als Prävention in Lebenswelten.“ Seit kurzer Zeit steht fest, dass weitere 6000 Euro auch für das erste Halbjahr 2016 fließen werden. Und – vielleicht – auch für die zweite Jahreshälfte. Petra Keuthage (SKFM) hofft darauf, „dass wir die Familienpatin fest anstellen können, auf Halbtagsbasis.“ Aber das bleibe abzuwarten. Jihan Khodr kümmert sich mehrmals die Woche um drei bis fünf Fälle, nimmt sich Zeit für die Familien. Sie würde gern auf einen Pool von Ehrenamtlichen zurückgreifen, die etwa handwerklich begabt sind, „um mal eine Lampe zu reparieren.“ Wer sich interessiert, meldet sich bei Petra Keuthage: 965 846-0.