Wattenscheid. Anschläge in Paris verdeutlichen auf tragische Weise die Aktualität des Volkstrauertages. Wattenscheider Bezirksvertretung legt auf dem evangelischen Friedhof einen Trauerkranz nieder und gedenkt aller Todesopfer von kriegerischen Auseinandersetzungen.

Die prägnante Beschriftung der rot-weißen Schleife des Trauerkranzes verdeutlicht es: Gedacht wird nicht nur der gefallenen Soldaten zweier Weltkriege und jenen, die in der Vergangenheit Opfer von Gewaltherrschaften wurden.

Bei der Kranzniederlegung der Bezirksvertretung am Volkstrauertag auf dem evangelischen Friedhof an der Westenfelder Straße sind die Gedanken auch bei all jenen, die durch heutige kriegerische Auseinandersetzungen den Tod finden. Spätestens seit den neuerlichen terroristischen Anschlägen in Paris am Freitag, 13. November, ist dies erschreckend aktuell.

„Vergangenes leider gegenwärtiger“

Bezirksbürgermeister Manfred Molszich (SPD) nahm in einer kurzen Ansprache sogleich Bezug auf die Ereignisse: „Nach den grausamen Geschehnissen am Freitag ist der Volkstrauertag eine Erinnerung an Vergangenes, das derzeit leider wieder gegenwärtiger ist.“ Von der kleinen Kirche am Eingang des Friedhofs setzte sich der überschaubare Trauerzug samt Kranz, getragen von Molszich und Bezirksverwaltungsstellenleiter Heinz-Jürgen Thömmes, zum Bereich der Kriegsgräber in Bewegung. Dort wurde eine Schweigeminute eingelegt.

Angesprochen auf das Anliegen der Veranstaltung und die zeitliche Nähe zu den Pariser Opfern ergänzte Molszich: „Betroffenheit ist nicht abhängig von Orten, sondern von Gefühlen.“

Ursprünglich Gedenktag für Opfer des 1. Weltkrieges

In Deutschland wird der Volkstrauertag seit 1952 jährlich offiziell zwei Sonntage vor dem ersten Advent begangen. Vorgeschlagen wurde er erstmals im Jahr 1919 als Gedenken an die gefallenen Soldaten des ersten Weltkrieges.

Bei den Anschlägen in Paris am Freitag kamen nach aktuellen Meldungen mindestens 120 Menschen ums Leben. Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ bekannte sich zu den Taten. Mehr dazu lesen Sie im Hauptteil der heutigen WAZ-Ausgabe.

Auch Klaus-Peter Hülder, Vorsitzender der UWG, unterstreicht die Bedeutung des Volkstrauertages: „Wir sollten daran festhalten, ein solches Gedenken in Wattenscheid zu veranstalten. Es handelt sich um ein wichtiges Datum der Gedenkkultur.“

Geplant ist daher, die Trauerbekundung samt Kranzniederlegung weiterhin jährlich stattfinden zu lassen, abwechselnd auf einem katholischen und einem evangelischen Friedhof. Dabei möchte man sich zudem auf das Wesentliche, das Gedenken, konzentrieren und den Rahmen klein halten. Bereits in diesem Jahr wurde auf musikalische Begleitung sowie eine Andacht in einer Kirche verzichtet. „Natürlich freuen wir uns aber, wenn sich Bürgerinnen und Bürger anschließen“, so Molszich.

Neben ihm, Hülder und Thömmes vertraten am heutigen Sonntag noch Hans Balbach (CDU), Bodo Schmalstieg (UWG) und sein Nachfolger in der Bezirksvertretung, Hans-Josef Winkler (UWG), die örtliche Politik.

Die Runde komplettierten Pfarrerin Cornelia Becker-Fidrich (evangelische Kirchengemeinde Höntrop) und Heinz-Werner Kessler (Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins Wattenscheid).