Wattenscheid. .

Ist das nun Kneipe oder Museum? Vielleicht liegt die Antwort im Auges des Betrachters, oder ist einerlei. Für Peter und Ingeborg Sossong war und ist es jedoch nicht egal, in welcher Umgebung sie ihre Gäste bewirten. Ganz bewusst hat sich das Ehepaar fürs Gasthaus Kampmann an der Krayer Straße entschieden, eben „weil es diese besondere Atmosphäre bietet“, wie beide betonen.

Das Haus hat Historie: Am 2. September 1898 beginnt die Geschichte der Gaststätte, Theodor Kampmann erhält die königlich-preußische Konzession, kann damit seinen Betrieb öffnen. Er hatte kurz zuvor das Haus von Theodor Halfmann gekauft, die halfmannschen Bauten erwiesen sich allesamt als besonders stabil: Auch die Gaststätte bekam im Zweiten Weltkrieg Bombentreffer ab, doch hält das Gebäude bis heute.

Aber nicht nur am Haus, sondern auch im Haus, hinterließ der Zweite Weltkrieg seine Spuren. Militärgerichte sollen einst im Saal getagt haben, wie Wilhelm Kampmann, Sohn und Nachfolger von Theodor am Zapfhahn, zum 100-jährigen Bestehen der Wirtschaft in der WAZ schilderte.

Arschleder vor der Wand

Vor allem das Bergbauerbe der Alten Freiheit hält die Leither Gastronomie in Ehren. Überall, in jeder Ecke, in jeder Nische, unterm Tresen, am Tresen und überm Tresen finden sich Erinnerungsstücke an Zeiten, in denen noch Kumpel die Wattenscheider Kneipen bevölkerten. Grubenlampen gehören ebenso zum Interieur wie ein „Arschleder“ über den Sitzgruppen, die von gläsernen Trennwänden, in denen das schwarze Gold der Erde über Tage lagert, umrahmt sind. An einer Wand lehnt ein Stehtisch an, dessen Platte auf einer halben Lore – von der Zeche Pluto in Wanne-Eickel – ruht. Die andere Hälfte steht gegenüber.

Weitere Hingucker sollten aber nicht unerwähnt bleiben: Die Original-Stempeluhr von Zeche Holland fand den Weg nach Leithe, an der Theke hängen Bilder aller Wattenscheider Zechen; aus gebrannten Ziegeln, von Hand bemalt.

Gründe genug für Ingeborg und Peter Sossong (beide 55 Jahre), die Traditionsgaststätte, die nun fast fünf Jahre geschlossen war, wiederzubeleben. Seit dem 12. Mai läuft der Betrieb, am heutigen Samstag steigt die offizielle Eröffnung. „Wir konnten bereits in den ersten Wochen merken, dass ein solcher Treffpunkt in Leithe gefehlt hat.“

Klassentreffen, Versammlungen des evangelischen Gesellen- und Meistervereins und der SPD, Geburtstage und Zusammenkünfte des Cäcilienchors St. Johannes: Viele Gruppen seien schon in die Wirtschaft eingefahren.

Dabei wollen die Sossongs das Konzept so einfach wie möglich belassen. Zum Stauder, herb und weniger herb vom Fass, gibt’s Currywurst, Schnitzel, höchstens mal saisonale Gerichte. Dann ist schon Schicht im Schacht. „Was anderes würde zu diesem bodenständigen Ambiente auch gar nicht passen.“