Wattenscheid/Essen. .

Die Sonder-Ausstellung „Werdendes Ruhrgebiet. Spätantike und Frühmittelalter an Rhein und Ruhr“ läuft derzeit im Ruhr Museum auf Zeche Zollverein. Allein 419 Objekte aus der Region zwischen Rhein, Lippe und Ruhr sind in dem umfangreichen Katalog zu finden, der zur Ausstellung erschienen ist. Sie dokumentieren den beeindruckenden kulturgeschichtlichen Prozess von der spätantiken Grenzregion der Römer und Germanen zu einem Zentrum des christlichen Mittelalters. In Wort und Bild werden unter anderem liturgische Gegenstände und Reliquien aus der Zeit der Christianisierung der Region vorgestellt.

Doch nicht nur in diesem Katalog, sondern auch unter den insgesamt 800 kulturhistorischen Schätzen erscheint die Nachbildung des über 1000 Jahre alten Taufsteins aus der Propsteikirche als ein herausragendes Exponat, das im vergangenen Sommer „Auf der Kirchenburg“ angefertigt worden war und nun die Ausstellung ergänzt. Daher waren auch Vertreter der Gemeinde St. Gertrud unter den 600 Gästen, die zur Eröffnung der Sonder-Ausstellung nach Essen kamen.

Einst Werkzeug des Teufels

In fünf Bereiche (Leben, Streiten, Glauben, Werden und Deuten) aufgeteilt, zeigt die Schau kulturhistorische Stücke, archäologische Funde sowie kostbare Handschriften aus dem dritten bis elften Jahrhundert. „Höhepunkte sind Kleinodien aus den Kirchenschätzen von Werden und Essen, aber auch aus unserer Stadt ist ein kostbarer Schatz zu besichtigen: der Taufstein aus der Propsteikirche St. Gertrud“, betont Gemeinderatsvorsitzender Bernd Albers.

Eine Tonne schwer, gilt der Taufstein jedoch als zu kostbar, als dass das Becken transportiert werden durfte. So ist eine Nachbildung in die Ausstellung eingegangen. Dabei erscheint die Kopie nicht weniger beeindruckend als das Original: Der Taufstein – also beide Versionen – zeigen vier Christus-Abbildungen: Geburt, Taufe, Kreuzigung und Auferstehung. Das Becken steht auf vier steinernen Füßen mit Löwenabbildungen – diese kamen ursprünglich erst 200 Jahre später, nach dem ersten Kreuzzug unter König Richard Löwenherz, hinzu.

Auch Professor Heinrich Theodor Grütter, Direktor des Ruhr Museums, machte im Rahmen der Eröffnungsfeier deutlich, dass der Wattenscheider Taufstein unter den romanischen Taufsteinen des Ruhrgebiets „sicherlich einer der urtümlichsten“ sei. Er kam zudem auf die Legende des Beckens zu sprechen: „Als ein Mönch aus Wattenscheid die Zerstörung Werdens durch den Teufel verhinderte, wurde der Wurfstein des Teufels zum Taufstein umgestaltet und der Wattenscheider Urkirche geschenkt. Diese gilt als Gründungskirche des angelsächsischen Missionars Suitbert, der sich nach seinem Missionsversuch an der Ruhr 694 vor den Sachsen an den Rhein zurückzog.“ Der Stein würde damit die Verbindung von Mission und Taufe verkörpern.