Wattenscheid..

Die Tafel-Gründung diente vor fast genau 15 Jahren der guten Sache – aus zweierlei Gründen: Einerseits war sie Startschuss für die stadtweite, großflächige Versorgung von Bedürftigen mit Lebensmitteln. Andererseits verbindet Manfred Baasner, auch heute noch Vorsitzender der Wattenscheider Tafel für Bochum und damals ihr Mitbegründer, damit einen ganz persönlichen Befreiungsschlag: aus der größten Krise seines Lebens.

„Nach einem Unfall hatte ich vier Jahre lang nicht mehr aktiv am Leben teilgenommen. Nun wurde ich wieder gebraucht, schöpfte Kraft aus der neuen Aufgabe“, blickt der inzwischen 71-Jährige zurück auf die Anfänge. Sein Sohn Andreas hatte seinerzeit den Anstoß gegeben. Er studierte Sozialwissenschaften, arbeitete nebenbei im Supermarkt und engagierte sich auch für den Mittagstisch für Obdachlose in Wattenscheid. Manfred Baasner ließ sich nicht zweimal bitten, seinem Sohn dabei tatkräftig zu helfen.

54 Mitglieder gründeten die Wattenscheider Tafel

Dass daraus einmal das entstehen sollte, was der verstorbene Unternehmer und langjährige Unterstützer der Tafel, Klaus Steilmann, einmal als „Sozialkonzern“ bezeichnete, konnte damals noch niemand ahnen. Um verschiedene Abgabestellen mit Lebensmitteln zu versorgen, nutzte Baasner zunächst den eigenen Pkw, packte Tüten in der eigenen Garage zusammen. „Als die Nachbarn damit angefangen hatten zu lästern, machte ich das Projekt öffentlich.“ Zusammen mit der Katholischen Kirche und weiteren Helfern nahm die Aktion weiter Fahrt auf, am 13. April 2000 gründeten 54 Mitglieder die Wattenscheider Tafel.

Groß-Sponsoren konnte die Gruppe im Laufe der Jahre für sich gewinnen. Politiker wie der Landtagsabgeordnete Heinz Wirtz (SPD) gehörten zu den Förderern. 2008 wurde die Bochumer Kinder-tafel gegründet, nach dem Start an der Hohensteinstraße ist die Hilfsorganisation mittlerweile an der Laubenstraße – auch mit dem Sozialen Warenhaus – beheimatet. Meilensteine auf dem nunmehr 15 Jahre andauernden Weg.

Eine Feier findet nicht statt

Wohin die Reise zukünftig gehen wird, kann Baasner derzeit schwer abschätzen. Erst kürzlich berichtete die WAZ über Schwierigkeiten an den Ausgabestellen, zumindest dort sei aber größtenteils wieder Ruhe eingekehrt. Zahlreiche neue Ehrenamtliche meldeten sich, um mehr als 10.000 Menschen pro Monat zu versorgen. Tendenz steigend. Und dieser Herausforderung müssen sich Baasner und seine Mitstreiter stellen.

Wie das derzeit geht, davon kann sich am Montag jeder, der möchte, ein Bild vor Ort machen: im Alltag. Eine Feier findet nicht statt.