Seit 15 Jahren führt Ina Schlömann ihr „Zuhause der schönen Dinge“ am Alten Markt. Sie tauschte einst sichere Stelle ein gegen die Selbstständigkeit


Über ein „hätte ich doch damals...“ oder „warum habe ich nicht...“ muss Ina Schlömann nicht nachdenken. Sie hat einfach gemacht. Und das seit 15 Jahren, durchaus auch mit einem gewissen Leichtsinn. Der Name ist Programm. Am 9. März feiert die 46-Jährige 15-jähriges Geschäftsbestehen von „LeichtSinn“ am Alten Markt.

Jetzt mal von vorn. Ina Schlömann, Ur-Wattenscheiderin, lernte nach dem Abitur Groß- und Außenhandelskauffrau. Gut zehn Jahre lang hat sie bei einem Energiekonzern in Düsseldorf gearbeitet. „Als ich auf die 30 zuging, merkte ich, dass ich ‘was ändern will, selbst etwas machen muss, in die Selbstständigkeit gehen möchte.“ Sie quittierte den sicheren Arbeitsplatz und eröffnete „LeichtSinn“. „Ich hatte großes Glück. Ich erfuhr von dem schönen Ladenlokal“, also vom Fachwerkhaus am Alten Markt, aus dem gerade Vera Monka-Glänzer mit ihrer Boutique „Primavera“ aus bzw. umzog. Ina Schlömann: „Ich habe mir damals gar keine Gedanken gemacht, wie es laufen könnte. Ich wusste nur, ich mach’ es.“

Angefangen hat sie im Zweier-Team, führte das Geschäft aber ein Jahr später schon allein. Schlömann startete mit Blumen, Deko für innen wie außen und mit kleinen, schönen Dingen, die man gern so mal mitnimmt. Mit Geschmack und der Lust auf ein gemütliches, fein gestaltetes Zuhause ist sie aufgewachsen. „Meine Mutter ist Floristin. Sie hat immer dafür gesorgt, dass es daheim schön aussieht.“ Ina Schlömann hat, neben ihrer Büro-Arbeit, schon bei einem internationalen Möbel- und Wohnaccessoires-Unternehmen dekoriert.

Bisher keine Wirtschaftskrisen



Von allgemeinen Wirtschaftskrisen sei der Laden „LeichtSinn“ bisher nicht betroffen gewesen. Doch „gibt es natürlich starke und schwache Zeiten.“

Bisher hat Ina Schlömann Jahr für Jahr immer eine kleine Steigerung verzeichnen können. „Das liegt auch daran, dass wir viele Stammkunden haben.“ Mit „wir“ meint sie auch ihre Teilzeit-Mitarbeiterin Astrid Kühnel.

In Wattenscheid gab es schon den ein oder anderen Skeptiker und „einige hielten mich für leichtsinnig.“ Doch die Nachfrage nach Blumen und Accessoires war da, sie gewann die ersten Stammkunden. Und Drähte spann sie auf den Messen. „Als ich meinen ersten Waren-Einkauf auf einer Messe machte, habe ich 3000 Mark ausgegeben. Und dann drei Nächte nicht geschlafen.“ Heute ist sie routiniert, hat ihr Sortiment immer mal wieder umgestellt, bietet Schönes, was ihr selbst gefällt, an.

Doch: „Ganz einfach ist das in Wattenscheid nicht. Das Stadtbild hat sich verändert. Die Fußgängerzone ist schmucklos. Warengruppen für junge Leute fehlen.“ Es gebe kaum individuellen Handel. Sie kennt Wattenscheid von früher und sagt: „Kein Vergleich. Nach 18 Uhr ist die Stadt heute tot.“ Dabei hätte Wattenscheid genug Potenzial. „Es ist klein, gemütlich, überschaubar, eigentlich ideal hier.“

Sie selbst würde gern viel mehr Zeit in Aktionen – etwa am Alten Markt – stecken, um mehr zu bewegen. „Dass aber solch ein Geschäft viel, viel Zeit in Anspruch nimmt, auch darüber habe ich mir damals keine Gedanken gemacht.“ Doch auch nach 15 Jahren sagt sie: „Ich würde es genau so wieder tun. Ich habe es nie bereut.“