Vor über 20 Jahren entdeckte Jürgen Döring die Faszination des Western-Reitens mit Quarter-Horses.
Ein Mann, ein Pferd und ein paar Rinder – es könnte die Anfangssequenz eines klassischen Wildwest-Films sein. Wenn der Mann allerdings Jürgen Döring heißt, geht es ausschließlich ums Westernreiten.
In der Königsdisziplin „Cutting” ist der 57-Jährige seit Jahren erfolgreich. National und international gewinnt er einen Preis nach dem anderen und so reihen sich die Pokale in dem gemütlichen Raum neben seiner Reithalle dicht aneinander. Ach so, hauptberuflich betreibt Döring ein Metallwerk, verdient dort seine täglichen Brötchen. Aber die Reiterei, die ist seine Leidenschaft.
Wenn Jürgen Döring auf seinem Hengst, dem Spitzenpferd „Kiss my Cat” sitzt, dann meist in Karohemd, Jeans, mit Cowboystiefeln und Hut. „Aber ich habe absolut keine Ambitionen, Cowboy zu spielen”, sagt der äußerst erfolgreiche Reiter. Die Kluft sei reine Turnierkleidung, die er sonst nicht trage – nicht einmal fürs Foto.
„Der Hut drückt”, sagt er und lacht. Und dann wird er wieder ernst. Schließlich geht es bei seinem Sport um ebenso ernste Reiterei. „Wer nur ein bisschen Wilder Westen spielen will, der ist hier absolut falsch”, sagt er entschieden.
Auch beim Westernreiten gibt es verschiedene Disziplinen. Aber was braucht es für einen guten Westernreiter? „Respekt, Herz und Hintern”, sagt Jürgen Döring mit seinem typischen Lachen. Vor über 20 Jahren war er auf der Suche nach einem Pony für seine Tochter Melanie in den USA auf Quarter-Horses gestoßen. Mit etwa vier Millionen Tieren die weltweit größte Pferderasse. „Aber als Reiter made in Germany kannte ich die natürlich nicht”, sagt Döring und muss schmunzeln.
Eigentlich mit klassischer Reiterei aufgewachsen, ist er nun seit 1991 Westernreiter. Eine Faszination, die ihn nicht mehr loslässt. „Stellen Sie sich das mal vor, wenn ich fit bin, kann ich den Sport noch mit 70 oder 80 Jahren erfolgreich machen”, sagt er begeistert. Beispiele gebe es in den USA zu Hauf.
Sieht ja auch ziemlich bequem aus, der breite Rücken eines Quarter-Horses, dazu die typischen Westernsattel. „Von wegen, bei der Sportreiterei ist es nicht mehr so gemütlich”, sagt Döring. Wie zum Beweis zeigt er einige Mitschnitte seiner Turnierauftritte: Reiter Döring in voller Montur. Mit seinem Hengst hat er ein Rind von der Gruppe getrennt. Nun geht es darum, dass das Pferd sich ohne die Hilfe des Reiters synchron mit dem Rind bewegt. Schnell geht es von rechts nach links. Ziemlich spektakulär sieht das aus und das Publikum im Hintergrund johlt begeistert. „Kiss my Cat ist ein echter Publikumsliebling”, sagt Döring zufrieden.
Wenn er von seinen Pferden spricht, gerät Jürgen Döring regelrecht ins Schwärmen. Sie seien immer ruhig und gelassen. „Da kann einen Bombe explodieren, da passiert nichts”, sagt er salopp. Ob „Kiss my Cat”, „Smart Enie” oder „Lock up the Judge” – 50 der bildschönen und ruhigen Quarter-Horses stehen auf der insgesamt 18 Hektar großen Anlage der Dörings. Alles Mitbewohner mit komfortablen Boxen, Fensterblick und Außenpaddocks – manche Studentenbleibe ist kleiner. Viele der Tiere sind Trainingspferde. „Wir geben grundsätzlich Einzelunterricht. Sechs halbtote Pferde, die in der Halle ihre Runden drehen, das gibt es bei uns nicht”, sagt er. Haustierhaltung müsse eben so angenehm wie möglich gestaltet werden. » Info: www.doeringqu.de