Gladbeck. . Gladbeck liegt mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 4078,34 Euro kreisweit im Mittelfeld, vor zehn Jahren waren es „nur“ 1130,47 Euro Schulden pro Einwohner. Die Verbindlichkeiten sind in diesem Zeitraum von 87.287000 Euro auf 301.659000 Euro gestiegen. Eine ordentliche Summe.

Mit Stand vom 31. Dezember 2013 drücken alle Städte des Kreises Recklinghausen zusammen fast drei Milliarden Euro Kredit- und Wertpapierschulden. Das geht aus dem jüngsten Bericht der Statistik-Profis des Landes, IT.NRW, hervor.

2003 war der Kreis mit 1,399436 Milliarden Euro in den Miesen, das hat sich nun mehr als verdoppelt. 2,926380 Milliarden Euro Schulden, das bedeutet umgerechnet auf jeden Einwohner 4769,99 Euro. Die Kassenkredite haben sich sogar mehr als vervierfacht: von rund 407 Mio. Euro in 2003 auf 1,758425 Milliarden in 2013.

Kassenkredite schmerzen besonders

Diese besondere Form der Geldaufnahme dient dazu, kurzfristig und manchmal auch überhaupt flüssig zu bleiben – und schmerzt die Kämmerer am meisten. Kassenkredite sind eine Art Überziehungskredit der Städte, um z.B. Personalkosten abzudecken. Diese Sicherstellung von Handlungsfähigkeit ist teuer und mit Risiken behaftet – zurzeit sind die Zinsen niedrig, was aber wird, wenn sie steigen?

Mit 304 Millionen Euro weist Recklinghausen, größte und einwohnerstärkste Kreisstadt, zum Stichtag 31. Dezember 2013 die höchste Kassenkreditsumme aus. Kämmerer Christoph Tesche ist immer offensiv mit der dramatischen Situation an die Öffentlichkeit gegangen, hat Unterstützung von Bund und Land eingefordert. „Jeder negative Jahresabschluss erhöht die Kassenkredite. Sie tun mit den unrentierlichen Krediten am meisten weh.“ Darunter versteht man beispielsweise Straßendeckenprogramme. Solche Investitionen in die öffentliche Infrastruktur sind nicht durch Gebühren gegenfinanziert.

Herne liegt kreisweit an der Spitze

Unter den kreisangehörigen Städten liegt Herten mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 6661,18 Euro an der Spitze. Die Verbindlichkeiten haben sich hier innerhalb von zehn Jahren von 132.759000 Euro auf 404.414000 Euro erhöht. Gladbeck liegt mit einer Pro-Kopf-Verschuldung 4078,34 Euro kreisweit im Mittelfeld, vor zehn Jahren waren es „nur“ 1130,47 Euro Schulden pro Einwohner. Die Verbindlichkeiten sind in diesem Zeitraum von 87.287000 Euro auf 301.659000 Euro gestiegen.

Die Zahlen von IT.NRW mögen neu sein, die Schuldenursachen, über die die Städte klagen, sind es nicht: Sinkende Einwohnerzahlen, steigende Soziallasten, stagnierende Wirtschaftszahlen. Das sieht auch Kreisdirektor Roland Butz so: „Der Bereich Arbeit und Soziales macht 76 Prozent des Haushalts aus. Das schlägt wiederum über die Kreisumlage auf die Städte durch. Wir haben eine strukturelle Unterfinanzierung. Es muss einfach mehr für die Region getan werden.“