Die Vestische Kfz-Innung löst sich von der Kreishandwerkerschaft Recklinghausen (KH). Letztere finanziert sich durch die Beiträge der verschiedenen Innungen und übernimmt dafür deren Geschäftsführung.

Bislang zahlte die Kfz-Innung jährlich 100.000 Euro für die Leistungen der Kreishandwerkerschaft. Diese Zeiten sind nun vorbei. Ein bitterer Einschnitt für die KH.

Doch der Abnabelungsprozess kündigte sich länger an. Schon 2005 fusionierten die Recklinghäuser mit der Gelsenkirchener Innung. Was sich daraus ergab, beschreibt der bisherige Innungsbeauftragte Paul Laser so: "Eine Ehe, in beinahe abnormaler Harmonie." Gemeinsam habe man in Sachen Aus-, Weiterbildung und Qualifizierung einen Leistungsstand mit Vorbildcharakter in NRW erreicht.

Kfz-Mechaniker-Meister Paul Laser (61), Innungsbeauftragter der Vestischen Kfz-Innung.
Kfz-Mechaniker-Meister Paul Laser (61), Innungsbeauftragter der Vestischen Kfz-Innung. © Stefan Huxel

Doch Autohäuser, Kfz-Betriebe und Zulieferer haben es zurzeit nicht gerade leicht. "Die Automobilbranche fährt Achterbahn", sagt Laser angesichts der schwierigen Wirtschaftslage. Die Vestische Kfz-Innung allerdings blicke zuversichtlich und voller Ambitionen in die Zukunft. Auch wenn die Betriebe mit der schwierigen Wirtschaftslage zu kämpfen hätten, seien die Ausbildungszahlen stabil.

Wohl auch deshalb schmiedet die Vestische Kfz-Innung große Pläne. Die Innung stößt räumlich an ihre Grenzen und plant eine überbetriebliche Ausbildungsstelle, in der auch die Geschäftsstelle sitzen soll. In etwa drei bis vier Jahren sollen die neuen Gebäude entstehen. Die alten Räume in der Dortmunder Straße könnten nur noch eine Übergangslösung sein. Für neue Technologien sei hier kein Platz, genauso wenig wie für Präsentationsfahrzeuge.

Ein seltenes Modell

Die Vestische Kfz-Innung vertritt die Interessen, der ihr angeschlossenen Betriebe und regelt die Ausbildung und Qualifizierung.

Ein seltenes Innungsmodell wie im Vest - mit eigener Geschäftsführung - gibt es beispielsweise auch in Düsseldorf und Köln. Die Mitgliedschaft in der Kreishandwerkerschaft ist grundsätzlich freiwillig. In Recklinghausen muss man aber nicht auf alle Gelder der Vestischen Kfz-Innung verzichten. Sie will weiterhin Kooperationsbeiträge in Höhe von 30.000 Euro an die KH zahlen.

Binnen der nächsten drei oder vier Jahren soll deshalb ein neues Zentrum entstehen. Investitionsvolumen: vier Millionen Euro. Davon sollen 70 bis 80 Prozent aus öffentlichen Zuschüssen kommen. Erste Gespräche mit der Stadt Recklinghausen gibt es bereits über ein Grundstück neben dem neuen Berufskolleg.

Doch auch auf dem internationalen Markt sieht die Vestische Kfz-Innung Potenzial. Aus China hat man das Ausbildungsangebot der Innung angefragt. "Es reicht nicht, nur deutsche Fahrzeuge zu exportieren. Gerade auch in ländlichen Bereichen Chinas braucht man nun auch das Wissen, um die Autos zu warten", betont Laser. Gemeinsam mit dem Dattelner Berufskolleg sei man in der Lage das duale Ausbildungssystem "Made in Germany" auch in Ostasien zu vermitteln. Konkrete Pläne will man noch diesen Monat erarbeiten.

Neue Wege geht die Vestische Kfz-Innung künftig auch personell. Die Gelsenkirchener Juristin Friederike Tanzeglock (42) ist das neue Gesicht in der Geschäftsführung und seit 1. März die neue Innungsbeauftragte. Damit tritt sie in die Fußstapfen von Paul Laser (63). Er geht nach 13 Jahren als Obermeister und weiteren neun als Innungsbeauftragter im Juli in den Ruhestand.