Marl. Dürfen Soldaten der Bundeswehr in weiterführende Schulen gehen und dort mit Schülern reden? Ja, das dürfen sie, erfuhr der Schulausschuss aus erster Hand aber nur, um die Schüler zu informieren und mit ihnen zu diskutieren, nicht jedoch zu reinen Werbungszwecken.

Mit einer Anfrage wollten die Grünen die Frage im Schulausschuss geklärt haben. Sie hatten auf zwei Schulen verwiesen, die Bundeswehr-Besuche grundsätzlich unterbunden und dafür den Aachener Friedenspreis bekommen hätten.

Recherchen der MARLER ZEITUNGZeitung bestätigten das: Es handelt sich um das Robert-Blum-Gymnasium in Berlin und um die Offenbacher Käthe-Kollwitz-Schule, beide wurden in diesem Jahr ausgezeichnet. In der Begründung heißt es dazu: "Wir wollen den Mut und die Courage der Schülerinnen und Schüler, der Eltern, Lehrerinnen und Lehrer (...) würdigen und gleichzeitig ein Signal gegen den Mainstream der Militarisierung in unserer Gesellschaft setzen."

In Marl gibt es solche Unterrichtsbesuche, und zwar, so hieß es im Ausschuss, im Albert-Schweitzer-Geschwister-Scholl-Gymnasium (ASGSG) und in der Hauptschule Wiesenstraße. Im Gymnasium besuchen demnach Soldaten Kurse der Oberstufen-Klassen 11 und 12.
Daran sei nichts zu beanstanden, erklärte ASGSG-Direktor Klaus Jürgen Koch: "Solche Besuche finden im Rahmen der politischen Bildung statt." Dabei werde von den Lehrern auf die Einhaltung des so genannten Überwältigungsverbotes geachtet. Das heißt: Die Soldaten dürfen als Gäste über die Bundeswehr informieren, auch einen Überblick über Ausbildungsgänge geben.Kontroverse Diskussionen etwa zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr, dürften nicht unterbunden werden.

Dass diese Spielregeln beachtet werden, sieht Koch nicht als Problem. Scherzhaft merkte er an: "Unser Kollegium besteht zu einem erheblichen Teil aus alten Achtundsechzigern. Da muss sich niemand Sorgen machen." Auf Nachfrage von Johannes Westermann (Wählergemeinschaft Die Grünen) ergänzte Koch: "Wir haben auch kein Problem damit, wenn Schüler das ablehnen und der Veranstaltung fernbleiben. Da machen wir kein Theater."

An der katholischen Hauptschule Wiesenstraße sehen die Beteiligten das ähnlich. Ihre Vertreterin Maria Schmidt berichtete den Politikern: Zweimal zwei Unterrichtsstunden lang habe auch hier eine offene Diskussion stattgefunden: "Dabei wurde natürlich auch dargestellt, welche Möglichkeiten der Ausbildung die Bundeswehr bietet."