Essen/Recklinghausen. Die niederländische Rocker des Klubs Satudarah breiten sich in der Region weiter aus. Jetzt haben sie unter dem Namen “Westside“ eine neue Filiale in Recklinghausen gegründet. Die Polizei betont: „Wir beobachten das aufmerksam und werden bei Straftaten null Toleranz walten lassen.“

Der Rockerklub Satudarah breitet sich in Nordrhein-Westfalen weiter aus. Wie die Polizei bestätigte, hat sich in Recklinghausen unter dem Namen „Westside“ eine neue Filiale gegründet, die Rocker selbst sagen „Chapter“ dazu. Dem Vernehmen nach gehören ihm rund ein Dutzend Rocker an. Unter dem Namen „La Familia“ soll es ein weiteres neues Chapter geben, bisher ohne nähere Zuordnung zu einer Stadt.

Satudarah-Anhänger waren in den vergangenen Monaten immer wieder durch Auseinandersetzungen mit den verfeindeten Hells Angels, aber auch durch Straftaten aufgefallen. Vor einer Woche zum Beispiel nahm die Polizei einen Mönchengladbacher (58) fest, der einen Tablet-PC und zwei Handys geraubt haben soll, offenbar um Geldforderungen zu begleichen. Bei einem 23-jährigen Mönchengladbacher wurden geringe Mengen Drogen gefunden. Im Zuge eines Verfahrens wegen Waffen- und Drogendelikten wurden auch die Wohnungen zwei weiterer Satudarah-Anhänger in Ratingen und Bottrop von der Polizei durchsucht, allerdings ohne Ergebnis.

Duisburger Anführer weiter in U-Haft

Satudarah stammt aus den Niederlanden; seit im Juni 2012 eine 20 Mitglieder starke, bis dato unabhängige Brotherhood-Rockergruppe aus Duisburg-Rheinhausen geschlossen übertrat, hat Satudarah aber auch eine Niederlassung in Deutschland. Um die Duisburger Filiale war es aber zuletzt ruhig geworden: Anführer Yildiray K., der sich Ali Osman nennt, war bei einer Razzia im April festgenommen worden. In der Wohnung des 37-Jährigen war ein verbotenes Kalaschnikow-Sturmgewehr sichergestellt worden. K. und einem weiteren Funktionär, der seit der Razzia ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt, wird zudem Drogenhandel vorgeworfen. Zwei weitere Duisburger Satudarah-Rocker hatte die Polizei bei einem Zugriff im März festgenommen. Bei einem von ihnen wurden ebenfalls eine Kalaschnikow, eine Schnellfeuerwaffe und Munition sichergestellt.

"Region ist für Satudarah attraktiv“

Die Satudarah-Rocker hatten ihre weitere Expansion mehrfach angekündigt. Düsseldorf und Köln wurden als mögliche Ziele genannt. Angeblich unterhalten die Rocker auch bereits eine Filiale in Krefeld, die aber noch nicht weiter in Erscheinung getreten ist. In Recklinghausen hat Satudarah Räume an der Dortmunder Straße bezogen. „Wir beobachten das aufmerksam und werden bei Straftaten null Toleranz walten lassen“, kündigte ein Polizeisprecher an. Bisher habe es keine Probleme gegeben, auch nicht mit den Rockern der Bandidos, die in Recklinghausen bereits eine Residenz haben. Beide Klubs kommen nach eigener Aussage gut miteinander aus.

Für Stefan Schubert kommt die weitere Expansion im Ruhrgebiet nicht überraschend: „Mit fünf Millionen Einwohnern und großen Rotlichtvierteln ist die Region für Satudarah attraktiv“, sagte der ehemalige Polizist und Autor. Schubert kennt sich in der Rockerszene aus, hatte jüngst das Buch „Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten“ veröffentlicht. Schubert zeigt sich überzeugt, dass die Satudarah-Expansion von den Niederlanden gesteuert ist. Der Experte wundert sich, dass das Duisburger Chapter angesichts der Vorfälle und Strafverfahren noch nicht von NRW-Innenminister Jäger (SPD) verboten wurde: „Aber vielleicht kommt das noch.“