Recklinghausen. Über acht Monate nach der Unfalltragödie in der Silvesternacht hat die Staatsanwaltschaft den 20-jährigen Todesfahrer angeklagt. Ungebremst hatte der Mann mit seinem Opel Astra zwei Frauen (14/21) auf der Marienstraße in Recklinghausen erfasst. Sie wurden durch die Luft geschleudert und starben.

Das neue Jahr war erst wenige Minuten alt, da erschütterte eine Unfalltragödie die Recklinghäuser Südstadt. Zwei Mädchen (14/21) wurden auf der Marienstraße ungebremst von einem Opel Astra erfasst und durch die Luft geschleudert - beide starben. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft den Todesfahrer (20) angeklagt.

Die Anklage gegen den jungen Recklinghäuser lautet auf fahrlässige Tötung, Gefährdung des Straßenverkehrs und Unfallflucht. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hat sich das Drama so abgespielt: Die späteren Opfer feierten das Silvesterfeuerwerk mit Freunden und Angehörigen an einer Haltestelle, zündeten Böller und Raketen. Der Angeschuldigte feierte ganz in der Nähe auf einer Fete. Um kurz nach Mitternacht fragte er im Freundeskreis: "Wer will 'ne Runde mit mir durch die Nacht fahren?"

Danach bestieg er gemeinsam mit einem 15-Jährigen einen Opel und fuhr über die Marienstraße. Laut Anklage raste der rote Astra an der Einmündung zur Pappelallee mit Tempo 70 ungebremst in die zwei auf der Fahrbahn stehenden Mädchen. Der Fahrer soll ausgestiegen sein, die Nummernschilder abgebaut haben und weitergefahren sein. Stunden später hatte er sich bei der Polizei gestellt.

Opfer wurden durch die Luft geschleudert

Die Opfer hatten keine Chance: Sie wurden meterhoch durch die Luft geschleudert, blieben schwer verletzt in einer Blutlache liegen. Die 21-Jährige starb kurz danach im Krankenhaus. Das Herz ihrer 14-jährigen Freundin aus Datteln hörte zwei Tage danach auf zu schlagen. Ein von der Staatsanwaltschaft eingeholtes verkehrstechnisches Gutachten besagt: Der 20-Jährige war offenbar mit Tempo 70 viel zu schnell unterwegs. Beim vorgeschriebenen Tempo 50 hätte er die Mädchen jedenfalls erkennen und auch rechtzeitig abbremsen können.

Anzeichen dafür, dass der Silvester-Raser betrunken oder benebelt war, gibt es offenbar nicht. Ein Bluttest um 3.17 Uhr ergab 0,0 Promille. Ebenso wenig gibt es technische Hinweise darauf, dass das Abblendlicht bei der Todesfahrt ausgeschaltet bzw. defekt war. Mehrere Augenzeugen hatten das beobachtet. Spuren an Trümmerteilen deuten offenbar aber auf eingeschaltetes Licht. Der Todesfahrer befindet sich nach wie vor auf freiem Fuß. Er hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert.