Recklinghausen. . Der Chef des DGB Emscher-Lippe, Dr. Josef Hülsdünker, fordert die Stadt auf, von der Liste ihrer Ehrenbürger den ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zu streichen. Hülsdünker verwies auch auf die Debatte um die Umbenennung des Hindenburgplatzes in Schlossplatz in Münster im vergangenen Jahr.
Der Chef des DGB Emscher-Lippe, Dr. Josef Hülsdünker, fordert die Stadt auf, von der Liste ihrer Ehrenbürger den Generalfeldmarschall und ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zu streichen. Dessen unselige Rolle bei der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 beleuchtete Hülsdünker auch am Montagabend in seiner Rede beim Maiempfang der Stadt.
Dabei schlug der DGB-Chef den Bogen von der Zerschlagung der freien Gewerkschaften am 2. Mai 1933, der sich am heutigen Donnerstag zum 80. Male jährt, bis zu den Fehlentwicklungen, die sich nach seiner Einschätzung heute im Zuge der EU-Krise im Bereich der Mitbestimmung und Tarifautonomie ergeben.
„Bei der Vorbereitung auf meine Rede habe ich mich mit der Historie befasst“, berichtet Hülsdünker. Dabei sei er auf die Ehrenbürgerschaft von Hindenburg gestoßen. „In einer Stadt wie Recklinghausen, deren Gewerkschaftler nach dem Krieg die Mitbestimmung entscheidend mitgeprägt haben, sollte eine solche Figur kein Ehrenbürger sein“, sagte Hülsdünker. Diese Erkenntnis sei bei ihm auch durch den Austausch mit dem VHS-Leiter Jürgen Pohl gereift, ausgewiesener Kenner der Lokalgeschichte.
Ein deutliches Zeichen setzen
Hülsdünker verwies auch auf die Debatte, die im vergangen Jahr in der Westfalenmetropole Münster geführt wurde, nachdem der Rat die Umbenennung des Hindenburgplatzes in Schlossplatz beschlossen hatte. „Hoch angesehene Historiker haben die Rolle Hindenburgs detailliert untersucht und sind zweifelsfrei zur Erkenntnis gekommen, dass Hindenburg Steigbügelhalter Hitlers und ein ausgewiesener Antidemokrat war“, sagt der DGB-Chef.
Ihm liege es deshalb am Herzen, dass Recklinghausen Hindenburg von seiner Ehrenbürgerliste streiche und damit eine deutliches Zeichen setze. „Historisch wäre das allemal angemessen. Und die Debatte um den Umgang mit solchen historischen Figuren bleibt wichtig.“
Bürgermeister Pantförder kündigte Prüfung an
Bürgermeister Wolfgang Pantförder kündigte eine Prüfung der Ehrenbürgerschaft Hindenburgs an. Der hat übrigens die Ernennungsurkunde nicht mehr persönlich erhalten. „Bevor es zu diesem offiziellen Akt kam, ist er verstorben. Deshalb haben wir die Urkunde auch noch in unseren Unterlagen“, meldete Stadtarchivar Dr. Mathias Kordes.
Er erinnerte außerdem daran, dass auch Adolf Hitler Ehrenbürger von RE war. „In einem symbolischen Akt hat der Rat ihm diese aber 1984 aberkannt.“ Die Entscheidung darüber, ob man ähnlich auch mit Hindenburg verfahren solle, liege bei der Politik. Hülsdünker: „Wenn dazu jemand einen Antrag stellen muss, bin ich gerne dazu bereit.“