Marl. .

Wenn beim Königinnentag heute über eine Million Zuschauer in Amsterdam Königin Beatrix in den Ruhestand verabschieden und die Krönung ihres Sohns Willem-Alexander begleiten, werden auch etliche Marler das Ereignis am Fernseher verfolgen – unter ihnen viele Niederländer, die hier leben.

Theo Joosten, Mitinhaber des „TherapieCenters Marl“ in Hüls, ist froh, dass er heute frei hat. Der 52-Jährige, der in Emmerich wohnt und in Marl arbeitet, wird auf der holländischen Seite mitfeiern. Joosten ist einer jener Pioniere, die in den 80er-Jahren nach Deutschland kamen, um als Physiotherapeut zu arbeiten. Von Emmerich ist es nicht weit nach Zevenaar. „Das ist der Ort auf der anderen Seite von Emmerich, in dem ich groß geworden bin“, sagt Theo Joosten. Er werde „kurz rüber gehen, ein Eis essen und schauen, wie lustig sich die Leute zum Thronwechsel anziehen“, sagt Joosten. „Ich werde mir nur eine kleine orangefarbene Stofffigur an die Brust heften.“

Oranjefieber nicht nur beim Fußball

Das Oranjefieber ist nicht nur ein weltweit bestauntes Phänomen beim Fußball weiß der Trainer des Bezirksligisten FC Marl, Henry Schoemaker. Die Niederländer schmücken sich und ihr Land gerne, denn die Farbe des Königshauses Oranien ist auch Symbol für ihre tiefe Verbundenheit mit der ersten Familie des Landes. Für die Zukunft, so meint Schoemaker, bedeute der Wechsel auf dem Thron viel Gutes. Wie die Mehrheit seiner Landsleute ist der 49-Jährige überzeugter Royalist. Schoemaker: „Königin Beatrix hat in mehr als drei Jahrzehnten das Volk verbunden. Mit Sohn Willem-Alexander folgt eine junge Person auf dem Thron, die für neue Ideen steht .“

Sophia Körner, Übungsleiterin und Sozialwartin beim SSV Marl-Hamm, guckt gespannt in ihre alte Heimat. Aus Liebe zu ihrem Mann Fredy zog die 66-Jährige 1969 von Nijmegen nach Marl. „Mein Herz hängt immer noch an den Niederlanden. Als Kind habe ich den Koniginnedag immer als Event erlebt“, sagt Körner, die immer noch die niederländische Staatsbürgerschaft hat. Königin Beatrix hat sie als gute, aber steife und reservierte Königin erlebt. „Willem finde ich sehr sympathisch. Er wird vieles vielleicht anders machen – aber das wird er sowieso, da er seit Ewigkeiten der erste König ist.“

Nicht vor dem Fernseher sitzt Reint Jan Vos (54). Der Leiter der Verbraucherzentrale (VBZ) stammt gebürtig aus Ostgroningen, lebt aber seit über 25 Jahren in Deutschland: „Ich lebe hier und interessiere mich für das, was hier passiert. Mein Interesse am Geschehen in den Niederlanden hat über die Jahre abgenommen. Natürlich bin ich politisch interessiert, aber die Königin und der neue König spielen für mich keine so große Rolle.“ Bilder von der Krönung wird Reint Jan Vos heute allenfalls in den Nachrichten sehen.