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Erste Einblicke in die Aufgaben eines Hauswirtschaftshelfers erhalten David Kampe (15) und drei weitere Jungs an diesem Donnerstag, beim „Girls’ & Boys’ Day“ im Recklinghäuser Bildungszentrum des Handels (BZDH) – und sind schon bald überrascht: Anstatt wie erwartet gemeinschaftlich zu kochen, müssen David und Co. nämlich nähen, Schürzen. Getreu dem Motto: „Selbst ist der Mann!“

Nach Stärken und Neigung wählen

Es sind Erfahrungen wie diese, die den Teilnehmern des „Girls’ & Boys’ Day“ Berufe realistisch(er) einschätzen lehren. Und die ihnen helfen sollen, später einmal den richtigen Beruf zu finden; einen, der ihren eigenen Stärken und Neigungen entspricht. Unbeeinflusst von jeglichen Klischees. „Denn das Berufsleben,“, betont Dr. Dietmar Thönnes, „ist viel zu lang für einen Beruf, für den das Herz nicht richtig schlägt.“ Die geschlechtstypische Berufswahl, so Thönnes, gelte es dafür aufzubrechen, Jungen offen zu machen für mädchentypische Berufe, und Mädchen zu begeistern für technische Jobs.

Und so lernen, zum Beispiel, Jungen im BZDH an diesem Donnerstag den Umgang mit Lockenwicklern und erfahren Mädchen in einem von BZDH-Geschäftsführerin Gabriele Bültmann persönlich angebotenen Workshop, wie es wäre, später einmal Chefin eines Unternehmens zu sein. Beim Autohaus Mercedes Lueg in Recklinghausen lernt Senja Leithoff (11), wie Frau Autos verkauft und Monja-Melanie Schöning (15), Pkw-Räder eigenständig erst ab- und dann wieder anzumontieren. Beim Hertener Softwareentwickler Jens Schneeweiß programmieren fünf junge Frauen ihre eigenen Smartphone-Apps. Und im Recklinghäuser Berufsinformationszentrum (BIZ) der Agentur für Arbeit schnuppern die dortigen Teilnehmer am „Girls’ & Boys’ Day“ an nur einem Morgen gar in insgesamt zwölf Ausbildungsberufe hinein.

Der Berufe-Parcours, den das BIZ in diesem Jahr zum zweiten Mal durchführt, ist dabei eine Art praxisorientiertes „Speed-Dating“ . Jungen etwa dürfen ihr Blumenwissen testen – welches als Florist gefragt ist. Mädchen löten Münz-Smileys (Mechatronikerin) oder ermitteln ihre Wohnort-Koordinaten (Vermessungstechnikerin).

Der Erfolg des Aktionstages? Ist konkret kaum messbar, aber: Er habe „den Eindruck, dass das typische Rollenverhalten bei der Berufswahl in den letzen Jahren etwas aufgeweicht wurde“, erklärt Arbeitsagenturchef Dr. Dietmar Thönnes. – Nicht nur, aber auch wegen des „Girls’ & Boys’ Days“.