Recklinghausen. .
Keinen dringenden und hinreichenden Tatverdacht gibt es nach Auskunft von Staatsanwalt Michael Nogaj gegen den 45-jährigen Recklinghäuser, dessen Ehefrau sich am Samstagabend offenbar selbst mit einer Schusswaffe schwer verletzt hat (die WAZ berichte). Deshalb sei der Mann, der zunächst vorläufig festgenommen worden war, nach einer Vernehmung „und insbesondere nach seinen Einlassungen“, so Nogaj, am Sonntagnachmittag wieder entlassen worden. Der Mann sei im Polizeiverhör bei seiner Darstellung geblieben, er gehe von Selbstmord aus. Er habe im Arbeitszimmer gesessen, als er einen lauten Knall hörte. Allerdings seien die kriminaltechnischen Untersuchungen auch noch nicht abgeschlossen.
Nach bisherigen Erkenntnissen hat sich die 49-jährige Frau in der gemeinsamen Wohnung an der Alten Grenzstraße am Samstag gegen 22.30 Uhr mit einem Revolver, der ihrem Mann gehört, in den Kopf geschossen. Sie wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert und wird, so Nogaj, bis auf Weiteres nicht vernehmungsfähig sein. Ihr Gesundheitszustand hat sich mittlerweile stabilisiert.
Waffenkarte für Pistole
Konsequenzen könnte für den Ehemann der Umstand haben, dass er für den Revolver offenbar keine Genehmigung besitzt. Dagegen hat er für eine Pistole, die er ebenfalls zu Hause aufbewahrte, eine entsprechende Waffenkarte. Nach bisherigen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft ist der Mann Mitglied in einem Sportschützenverein gewesen.
41 000 Waffen im Kreis
Wenige Wochen nachdem ein 51-jähriger Sportschütze aus Recklinghausen seine Ehefrau (47) mit einer Waffe so schwer verletzte, dass sie an den Folgen der Schussverletzung starb, gibt es nun einen weiteren Fall, in dem die häusliche Aufbewahrung von Waffen eine Rolle spielt. Nach Auskunft des Polizeipräsidiums sind im gesamten Kreis Recklinghausen etwa 41 000 legale Waffen im Umlauf. Allein in der Stadt Recklinghausen gibt es 1698 Waffenbesitzer.
Häusliche Gewalt und Beziehungsstreit
Es war auch am Wochenende. Vor genau vier Wochen wurde eine 47-jährige Frau von ihrem Ehemann angeschossen. Wenige Tage später erlag sie ihren schweren Verletzungen. Trotz Polizeibegleitung war sie Opfer von Gewalt geworden.
Häusliche Gewalt und/oder Beziehungsstreit hat oft fatale Folgen. Bei den Tötungsdelikten in Deutschland weist das Bundeskriminalamt für 2011 49,2 Prozent (154 von 313) aller getöteten Frauen als Opfer ihres aktuellen oder früheren Partners aus.
So wie vor einem Monat bei dem Fall auf der Hillerheide sind offenbar auch diesmal Auseinandersetzungen in der Familie Ursache für die Eskalation. Zweieinhalb Stunden vor dem Anruf des 45-jährigen Mannes war die Polizei am Samstag gegen 20 Uhr zur Wohnung des Ehepaars auf der Alten Grenzstraße gekommen. Die Schwester der Ehefrau hatte die Behörden gebeten, dort vorbeizuschauen.
„Die elfjährige Tochter des Ehepaars hielt sich bei der Tante auf“, so Staatsanwalt Nogaj. „Und sie hat ihrer Tante gesagt, Mama und Papa streiten sich wieder.“ Gegenüber der Polizei habe die später verletzte 49-jährige Frau geäußert, von einem Streit könne keine Rede sein, ihr Mann sei nicht zu Hause. Danach habe es für die Polizeibeamten, so Nogaj, keinen Grund gegeben, weiter zu ermitteln.