Recklinghausen. .
„Die Figuren bleiben schroff und einsam und es gibt kleine Explosionen. Es gibt Fehler, Sünden und Opfer“, beschreibt Wolfram Koch das Stück „Rose Bernd“, die große Eigenproduktion der Ruhrfestspiele. Ein sozialkritisches Stück von Gerhart Hauptmann, das 1903 geschrieben und damals gleich ein Riesenskandal war, wie Dramaturg Andreas Wagner bei der Pressekonferenz auf der Hauptbühne berichtete: „Der Kaiser in Berlin hat es sofort absetzen lassen.“
Hauptmann habe das Stück unter dem Eindruck des Prozesses geschrieben, an dem er selbst als Geschworener teilgenommen habe, erinnert Festspielleiter Frank Hoffmann, der das Stück inszeniert. Zwar sei Hauptmann einer der meistaufgeführten Autoren überhaupt, doch „Rose Bernd“ werde recht selten gespielt. „Eigentlich ist es auf Schlesisch geschrieben, wir haben es wortgetreu ins Hochdeutsche übertragen“, erklären Hoffmann und Wagner. „Es ist kein so großer Eingriff, wie man denkt, und plötzlich sieht man ein wunderbares Stück vor sich“, zeigt sich der Dramaturg begeistert.
Wolfram Koch und Jacqueline Macaulay zeigen am Freitag die sehr leichte, verspielte erste Szene, aber „das führt auf die falsche Fährte“, warnt Hoffmann. Es enthülle sich alles erst im Lauf des Stücks, das etwas Filmisches habe. „Ich weiß nicht, ob es so spannend wird wie David Lynch, aber vieles muss der Zuschauer selbst entdecken.“
Fünfmal wird „Rose Bernd“ unter Inszenierung von Festspielleiter Frank Hoffmann in Recklinghausen aufgeführt: am 15., 16. und 17. Mai jeweils um 20 Uhr, am 18. Mai um 19 Uhr und am 19. Mai um 18 Uhr. In der Produktion spielen Luc Feit, Ulrich Gebauer, Steve Karier, Wolfram Koch, Jacqueline Macauley (Rose Bernd), Anette Schlechter, Roger Seimetz, Anna Stieblich und A-nouk Wagener. „Das Ensemble ist extra für diese Produktion toll zusammengesetzt“, freut sich Hoffmann. Vier Wochen werde nun schon geprobt. Das Bühnenbild, von Ben Willikens gestaltet, werde kühl und klinisch wirken und einen Gegensatz zum naturalistischen Charakter des Stücks bilden. Es geht darum, wie eine junge Frau mit mehreren Beziehungen zur Tötung ihres Kindes getrieben wird — „leider auch heute noch aktuell“.