Herten. .
„Streit ums Pflegekind – zerrieben zwischen zwei Familien“ lautete das Thema der Talkrunde mit Fernsehmoderator Reinhold Beckmann. Zerrieben wurden allenfalls die Nerven der Zuschauer, die über eineinviertel Stunden rätselten, ob das Thema in dieser Runde richtig aufgehoben sei. Heinzjürgen Ertmer, 37 Jahre lang Leiter des Jugendamtes Herten, war eher Auskunftsdatei, denn sachkompetenter Gesprächspartner. „Wie wird man Pflegeeltern?“ Oder: „Haben Sie die Pflegeeltern immer über die Vorgeschichte des Pflegekindes informiert?“, fragte ihn der Moderator. Der kaprizierte sich auf die hübsche und beredete Schauspielerin und Moderatorin Janine Kunze. Der Abend geriet zum Frage-Antwort-Spiel von Beckmann und Kunze.
Der Moderator war natürlich gut vorbereitet: aktuelle Zahlen, Geschichten von Kindern, die die Jugendämter im Stich gelassen haben, Familienrichter, an deren Urteilsfähigkeit man zweifelt. Aha, dachte der Zuschauer, es soll also darum gehen, wie die kommunalen Jugendämter und die Justiz versagen und die Pflegekinder die Leidtragenden sind. So mühte sich Beckmann krampfhaft, Dramatik in die Runde zu bringen, indem die Gesprächsteilnehmer irgendwie miteinander in Konflikt geraten. Was nicht geschah. Die Pflegemutter, die im Laufe vieler Jahre 53 Kinder betreut hat, fühlte sich nicht vom Jugendamt im Stich gelassen. Und Heinzjürgen Ertmer widerlegte die Behauptung, dass Pflegeeltern „dumm sterben“. „Ich habe mit den leiblichen Eltern den Tagesablauf ihres Kindes aufgeschrieben und der Bereitschaftspflege gegeben.“
Spätestens bei den wütend-leidenden Pflegeeltern, die ihr Pflegekind entnervt ins Heim gegeben hatten, wurde klar: Thema verfehlt.