Marl. . Das Grimme Institut bekommt mehr Geld und eine neue Ausrichtung. In Zukunft sollen die Qualitätsanalysen des Instituts auch Presse und Internet umfassen. Die zusätzliche Finanzierung ist noch unübersichtlich. Es gibt nicht mehr Personal, aber einen neuen Direktor.

Herausragende Bedeutung, hohe Glaubwürdigkeit, Schlüsselinstitution: das Marler Grimme-Institut kann sich über politische Streicheleinheiten nicht beklagen. Das Lob der NRW-Medienministerin Dr. Angelica Schwall-Düren hat auch konkrete Auswirkung: Das Institut bekommt mehr Geld und eine neue Ausrichtung. Forschung und Wissenschaft werden neue Schwerpunkte sein, bestätigt Instituts-Direktor Uwe Kammann.

Glanzvoller Höhepunkt ist die jährliche Verleihung des Grimme-Preises (wieder am Freitag, 12. April), doch es geht längst um mehr als nur Fernsehen. „Medienkompetenz“ heißt der Oberbegriff. Ein Großteil der Arbeit besteht aus Projekten, die aus der Privatwirtschaft in Auftrag gegeben werden. Dazu kommen Landesgelder.

Eine halbe Million Euro waren das in der Vergangenheit, seit 2012 wurde der Betrag verdoppelt. So steht es jedenfalls im Etat des Landes. Doch Uwe Kammann bestreitet das. Es gehe um einen deutlich niedrigeren Beitrag. Detailliert will er sich nicht äußern. Wenn es um Geld geht, wird es heikel.

Dass mehr Aufgaben auch mehr Geld bedeuten, steht außer Zweifel. Aber es bedeutet nicht mehr Personal und größere Räumlichkeiten. Seit dem Zusammenschluss mit dem (ebenfalls in Marl angesiedelten) Europäischen Zentrum für Medienkompetenz Anfang 2010 ist die Mitarbeiterzahl auf 30 gestiegen. Die vorübergehende Enge im Hause hat sich gelegt, es habe sich „eingependelt“, sagt der Institutsdirektor.

Über das neue Zukunftskonzept wird seit einem halben Jahr beraten. Grimmes Qualitätsanalysen sollen auch Presse und Internet umfassen. „Denn Grimme bringt alle Voraussetzungen mit, um auch im digitalen Zeitalter ein Kompetenzzentrum mit hoher Glaubwürdigkeit zu bleiben“, so stellte die Medienministerin ihr „Leitprojekt“ Grimme-Institut vor. Es soll zum „Diskursforum für die digitale Gesellschaft werden.“

Ausrichtung noch in der Diskussion

Das neue Landesmediengesetz (noch in Arbeit) steckt die Zuständigkeiten ab. Die Landesanstalt für Medien (LfM) soll aus ihrem Etat Geld-Mittel für Grimme abgeben. Doch die Anstalt wehrt sich gegen diese Vorgabe. Die finanzielle Unklarheit ist einer der Gründe, warum die Neuausrichtung des „zukünftig starken und renommierten Grimme-Instituts“ noch immer nicht in trockenen Tüchern ist.

Eine andere Aufgabe ist die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Uwe Kammann, die bereits begonnen hat. Er wird im Dezember nächsten Jahres 65 Jahre alt. Im Mai, nach der 50. Grimmepreis-Verleihung, will er ausscheiden.