Marl. .
Der Marler Seniorenbeirat macht sich für Änderungen bei der Organisation des Apotheken-Notdienstes stark. Die seit dem 1. Januar 2012 geltende Neuregelung habe dazu geführt, dass zur Abholung verordneter Medikamente für Bürger „ein Weg von bis zu 25 Kilometern zur nächsten diensthabenden Apotheke“ anstehe, heißt es in einer Protestnote. Besonders für nicht mobile, alleinstehende Menschen sowie für ältere Menschen und Eltern mit kleinen Kindern sei dies „ein unzumutbares Hindernis“, sagt Ursula Müller vom Vorstandsgremium.
Die 88-Jährige schildert dabei den Fall eines Beiratskollegen, der im vergangenen Jahr an einem Abend rund zwei Stunden unterwegs war, um für einen Bekannten ein vom Notarzt verschriebenes Medikament zu erhalten. „Zuerst ist er zur nächstgelegenen diensthabenden notärztlichen Apotheke in Castrop-Rauxel gefahren, doch dort angekommen, stand er vor verschlossenen Türen. Denn die Apotheke hatte zu – wegen Betriebsferien, stand an der Tür. Also fuhr er weiter nach Waltrop . . .“
Zahl der Apotheken schrumpft
Ursula Müller und die übrigen Mitglieder des Seniorenbeirates fordern nicht zuletzt aufgrund derartiger Negativ-Erfahrungen „für Marl mit 86 500 Einwohnern, dass jeweils eine Apotheke im Stadtgebiet Marl für den Notdienst erreichbar ist“. Und um ihrer Forderung gegenüber der Apothekerkammer Westfalen-Lippe in Münster Nachdruck zu verleihen, wollen sie beim Marler Gesundheitstag an diesem Samstag im „Stern“ Unterstützer-Unterschriften sammeln (10 - 15 Uhr, obere Ladenpassage).
Peter Fiedler, der Sprecher der Marler Apotheker, wirbt derweil um Verständnis für die aktuelle Organisationsstruktur des Apotheken-Notdienstes. Natürlich habe ein jeder es „am liebsten, wenn man für ein Medikament nur mal eben um die Ecke gehen muss“. Und in der Tat sei der von Ursula Müller geschilderte Fall ein „sehr drastischer“. Doch die seit gut einem Jahr geltende Notdienst-Regelung trage nicht zuletzt der Tatsache Rechnung, dass die Zahl der Apotheken im Land schrumpfe. So habe es 1990, als er die Äskulap-Apotheke am Lipper Weg übernahm, noch 32 Apotheken in Marl gegeben. „Heute gibt es nur noch 20, und davon sind drei Filialen.“
Vor diesem Hintergrund habe man seitens der Apothekerschaft insgesamt darüber nachdenken müssen, wie die „ordnungsgemäße Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten rund um die Uhr noch sicher gestellt werden kann“. Und sich für den derzeit gültigen Kompromiss entschieden. Zumal kein Apotheker an jedem Wochenende im Einsatz sein könne. Und das nicht etwa deshalb, so Fiedler, weil es für Nacht- und Notdienste „lediglich eine Entlohnung von 2,50 Euro gibt – pro Kunde“.