Recklinghausen. .

Spektakuläre Fälle haben die Polizei im vergangenen Jahr beschäftigt – angefangen vom mysteriösen und unaufgeklärten Tod zweier junger Automechaniker in Haltern am See bis zu Erfolgen der Ermittlungsgruppe Phönix, die sich mit bandenmäßiger Einbruchskriminalität beschäftigt. Insgesamt kann Friederike Zurhausen, seit April Leiterin des Polizeipräsidiums in Recklinghausen und damit zuständig für die Polizeiarbeit im Kreis und in Bottrop, auf eine ordentliche Bilanz ihrer Behörde für 2012 blicken.

Die Zahl der Straftaten ist gegen den Landestrend (+0,46 Prozent) leicht zurückgegangen (-0,88; Grafik). Es gab weniger Taschendiebstähle, weniger Sexualdelikte, eine erneut sinkende Jugendkriminalität, die seit zehn Jahren geringste Zahl von Gewaltdelikten überhaupt, weniger Tötungen und immerhin nicht mehr Wohnungseinbrüche und Raubdelikte.

Jugendkriminalität sinkt, nimmt aber an Schärfe zu

Preisgekrönt ist die Arbeit der Polizei in einem Bereich. Gemeinsam mit der Stadt Marl erhält sie den Landespreis Jugendkriminalität. Zum fünften Mal in Folge ist die Zahl der Delikte in diesem Bereich gesunken.

Bedenklich ist , dass eine Vielzahl besonders roher Delikte von Jugendlichen begangen wird. Ihr Anteil an diesen Straftaten liegt bei mehr als 50 Prozent. Sie haben großen Anteil am Kfz-Diebstahl (83%) oder Raub (53%),

Zugleich weist der Kriminalitätsbericht 2012 aus, was der Polizei durch die tagtägliche Arbeit längst bewusst geworden ist: Die Gewalt gegen Beamte nimmt stetig zu, die Zahl und die Intensität der Übergriffe steigt.

258 Anzeigen wurden im Vorjahr gestellt, weniger Respekt und mehr Brutalität gegenüber Beamten sind an der Tagesordnung. „Die Hemmschwelle zur Gewalt sinkt dabei nicht selten mit zunehmendem Alkoholisierungsgrad und Drogenkonsum“, sagt die Polizeipräsidentin. Die Zahl der im Dienst verletzten Beamten stieg von 81 (2011) auf 110 (2012). Seit zehn Jahren, so Holger Haufmann, neuer Leiter der Direktion Kriminalität und Zurhausens Stellvertreter, gebe es diese Entwicklung.

Zu schaffen macht den Behörden indes auch eine weiter sinkende Aufklärungsquote. Sie ging auf 43,82 Prozent (2011: 48,34) zurück und ist damit im Zehnjahresvergleich die zweitniedrigste nach 2003 (41,16). Erklärt wird dies mit einem „Anstieg der schwer aufzuklärenden Delikte“, dazu gehören Fahrraddiebstahl und Diebstähle aus Fahrzeugen. Dennoch: „Das stellt mich natürlich nicht zufrieden“, so Friederike Zurhausen.

Dass die Aufklärungsquote bei den Wohnungseinbrüchen (2628 Fälle) auf 28 Prozent gestiegen ist und damit weit über dem Landesschnitt liegt (13,79) sei dagegen erfreulich. So konnte Jürgen Häusler, Leiter der Kriminalinspektion 1, allein in Marl und Herten von mehr als 500 aufgeklärten Einbruchdelikten berichten. Zurhausen: „Für mich bleiben die Wohnungseinbrüche das Thema Nummer eins. Denn: So wie Gewalttätigkeiten beeinflussten Einbrüche das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen sehr. Die Polizei sei daher besonders gefordert.