Haltern am See. . LWL-Archäologen setzen ihre Ausgrabungen am Römermuseum fort. Bis 2014 sollen das Westtor und die hölzerne Mauer stehen.

Archäologie, darunter stellt man sich Spachtel, Pinsel und leichtes Kratzgerät vor. Dass auch Bagger zum Einsatz kommen, erstaunt doch eher. Aber um an die Schätze der Römer aus den Jahren der Zeitenwende zu kommen, müssen erst einmal Erdschichten abgetragen und Wege freigelegt werden. So ist bei der zweiten Ausgrabungskampagne, die vorige Woche am Römermuseum begann, zunächst schweres Gerät im Einsatz, ehe die Archäologen und ihre Helfer sich an die Feinarbeit begeben.

Helfer von verschiedensten Unis

Nachdem im letzten Jahr sich die Fäkaliengruben der Legionäre als wahre Fundgruben herausstellten, geht es diesmal auch darum, wieder etwas aufzubauen. Das ehemalige Westtor des Lagers, das bis zum Jahr der Varusschlacht Ausgangspunkt für die Sicherung und das Ausschwärmen ins Hinterland war, wird rekonstruiert.

Mit rotbraunen Pfosten ist das Westtor markiert. Es war einer von vier Zugängen zum Hauptlager, das bis zu 5000 Legionären Schutz bot – auf rund 18 Hektar Fläche. Bis es im Gefolge des Varus nach der berühmten Schlacht „im Teutoburger Wald“ untergehen sollte. Wie die zwei Lagergräben und die rund drei Meter breite Holz-Erde-Mauer genau aussahen, aus welchem Material sie aufgebaut waren und wie sie in ihrer Gesamtkonstruktion ausgesehen haben könnten: Dazu soll die aktuelle Grabung, die südlich des Westtores beginnt, Erkenntnisse beitragen.

„Auf der Lagerinnenseite werden wir sicherlich wieder Abfallgruben, Latrinen und Zisternen finden, in denen die römischen Soldaten zerbrochene Gegenstände und sonstigen Abfall entsorgt haben“, sagt Grabungsleiterin Bettina Tremmel. Ehrenamtliche Helfer, Praktikanten und Fachstudenten aus verschiedenen Bundesländern von verschiedensten Universitäten unterstützen das LWL-Grabungsteam im Laufe der mehr als zwei Monate dauernden Untersuchungen.

In diesem Jahr sollen auch Bürger Einblicke in die Arbeit bekommen. Zuschauen ist ausdrücklich erwünscht. Nach Abschluss der Baggerarbeiten wird der Grabungszaun so umgestellt, dass aus sicherer Entfernung ein Einblick in das Geschehen möglich wird. Wer es genauer wissen will: Das Römermuseum bietet für Gruppen Führungen an, die tiefe Einblicke in die Arbeit der Archäologen vermitteln.

Ende Mai macht das Grabungsteam eine Pause, wertet Funde aus und bereitet die nächsten Schritte vor. Im Sommer soll es dann weiter gehen. Bei diesen Ausgrabungen handelt es sich um wichtige und aufwendige Vorarbeiten für den geplanten Römerpark „Aliso“, die „archäologische Baustelle“.

Eine Investition, die sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe einiges kosten lässt. Insgesamt rund 5,4 Millionen Euro werden in den Park investiert. Bis 2014 sollen das Westtor und die hölzerne Mauer stehen. Bis dahin haben Grabungsleiterin Bettina Tremmel und ihre Mitarbeiter Zeit, um mit Spachtel und Pinsel der Antike auf den Grund zu gehen.