Marl. .

Es ist kalt und windig am Samstagmorgen mitten in Brassert, der Schnee sorgt für eine ungemütliche Stimmung. Viele Kunden des Wochenmarktes und der kleinen Geschäfte streben schnellen Schrittes wieder zu ihren Wohnungen oder zum Auto. „Die Piratenpartei Deutschland ist hier für Sie zu Gast in Marl“, hallt es trotzdem laut aus einem Megafon vom orangenen Zelt der Piraten.

Um den Informationstisch haben sich gut zehn Piraten-Politiker mit ihrem Erkennungszeichen, dem Segel, versammelt, ihre Plakate mit Kameras und Überwachungstechnik sind weithin sichtbar.

Es geht der jungen Partei darum, ein Zeichen im Rahmen des Day for Privacy zu setzten. „Es gibt bundesweit, aber auch international ein Aktionsbündnis, dem auch die Piratenpartei angehört“, sagt Jens Seipenbusch. So gab es nicht nur in Brassert, sondern auch in Berlin und Brüssel Stände, die auf die Bedrohung durch Datensammlung aufmerksam machen.

„Die Privatsphäre ist der Schlüssel zu einer menschenwürdigen Zukunft“, meint der Parteimitbegründer und ehemalige Bundesvorsitzende Jens Seipenbusch. Die Rolle des Staates im Umgang mit persönlichen Informationen ist das Kernthema der Piraten. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Vorratsdatenspeicherung hat die Parteigründung mitangestoßen. „Das Thema ist damit nicht beendet“, sagt Seipenbusch, das Gericht habe nur höhere Hürden für die Überwachung aufgestellt. Auch auf europäischer Ebene gebe es Millionen Euro für Überwachungsprojekte – wogegen die Piraten eintreten.

Zwar sind es gerade die privaten Internetkonzerne wie Facebook, Google und Co., die immer wieder Schlagzeilen mit ihrem mangelnden Datenschutz machen, doch hier sehen die Marler Piraten nicht das größte Problem. „Bei Facebook geht jeder User die Gefahr selbst ein“, sagt Jens Seipenbusch und macht klar, dass man die Konzerne regulieren kann.

Auch am Stand für die Bürger ansprechbar ist die Spitzenfrau der Piraten aus NRW für die Bundestagswahl, Melanie Kalkowski. „Es ist eines unserer Kernthemen, aber wir sehen den Stand auch als Wahlkampfauftakt vor Ort“, sagt sie und ist froh, dass sich schon einige informieren lassen haben. „Wir kommen gut bei den Bürgern an.“