Recklnghausen. . Die Stadt wird wieder selbst aktiv an der Energieversorgung in Recklinghausen und mittelfristig wohl auch in der Region teilnehmen. Im Rat gab es jetzt eine breite Mehrheit für eine Partnerschaft mit dem Energieriesen RWE. Die Netzgesellschaft soll am 1. Januar 2014 die Arbeit aufnehmen.

Die Entscheidung ist gefallen, um Punkt 18.27 Uhr war sie gestern in der Welt. Die Stadt Recklinghausen wird wieder selbst aktiv an der Energieversorgung in der Stadt und mittelfristig wohl auch in der Region teilnehmen. Der Rat entschied mit großer Mehrheit die Gründung einer Netzgesellschaft gemeinsam mit dem strategischen Partner RWE, der 49,9 Prozent der Anteile erhält. Dieser hatte sich nach eine europaweiten Ausschreibung in einem langwierigen Vergabeprozess gegen die Gelsenwasser AG und die Bietergemeinschaft Hertener Stadtwerke/Stadtwerke Herne durchgesetzt. 50,1 Prozent an der Gesellschaft wird die Stadt halten.

„Ich freue mich, dass der Rat der Stadt Recklinghausen weiterhin auf enge partnerschaftliche Beziehungen mit RWE Deutschland setzt“, kommentiert RWE-Chef Dr. Arndt Neuhaus die Entscheidung. Recklinghausen war und werde auch in Zukunft ein wichtiger Standort in der Region sein.

100-prozentige Stadt-Tochter

Am 1. Januar 2014 wird – sofern die zehntägige Rügefrist für die unterlegenen Bieter ohne Einspruch verstreicht – die Netzgesellschaft ihren Betrieb aufnehmen. Sie wird als 100-prozentige Stadt-Tochter unter dem Dach der bereits existierenden Stadtwerke Holding platziert. Konzessionsinhaber RWE stellt sein Netz bis Jahresende weiter zur Verfügung und verkauft es zum 1. Januar 2014. Die Summe für den noch zu verhandelnden Kaufpreis wird je nach Rechenart zwischen 35 Millionen Euro (Ertragswert) und 80 Millionen Euro (Sachzeitwert) taxiert, die Rede ist von möglichen Einigung auf 46 Millionen Euro.

Bürgermeister Wolfgang Pantförder zeigte sich zufrieden über die breite Zustimmung. „Wir haben uns sehr viel Zeit gelassen und Risiken und Chancen genau abgewogen.“ Vier Jahre hat der Prozess gedauert. Die Energiekommission wird ihre Arbeit fortsetzen, da Schritt für Schritt auch die Fragen von Vertrieb und Stromerzeugung angegangen werden sollen.

Neu eingeschlagener Kurs

Mit der Partnerschaft in Recklinghausen setzt Energieriese RWE einen neu eingeschlagenen Kurs fort. Auch in Rheda-Wiedenbrück, in Dorsten und im rheinland-pfälzischen Wörrstadt ist er in Netzbetriebsgesellschaften eingestiegen. Dem Vernehmen nach soll dies auch woanders weiter geschehen.

Enttäuscht zeigte sich einer der Mitbieter. „Wir sind der Auffassung, dass wir der Stadt Recklinghausen ein sehr gutes Angebot unterbreitet haben, das die Chance geboten hätte, die Ressourcen in der Region zu bündeln und weiter auszubauen“, so Kerstin Walberg, Sprecherin der Hertener Stadtwerke. Aus Sicht von deren Partner, der Stadtwerke Herne, ist „eine historische Chance vertan worden“, so Sprecherin Angelika Kurzawa. Hernes SPD-Chef und Stadtwerke-Aufsichtsratsmitglied Frank Dudda spricht von einem „ernüchternden Ergebnis“. Im Vergabeverfahren habe es offensichtlich eine untergeordnete Rolle gespielt, „dass die Bürger in Recklinghausen nun tendenziell mit höheren Strompreisen rechnen müssen als bei einem Konsortium Stadtwerke Herne/Herten“.