Herten.. Patienten und Mitarbeiter der LWL-Klinik spielen für die Ruhrfestspiele im Juni „Die Verwandlung“.
An der kreativen Verknüpfung von Theater und Therapie gefällt Frank Hoffmann vor allem ein Aspekt: Patienten der Hertener LWL-Klinik agieren auf der Bühne mit ihren Betreuern und Ärzten und – so der Intendant der Ruhrfestspiele: Wer meinte, erraten zu können, „wer ist Arzt, wer ist Patient, der hat fast immer falsch geraten“.
Für die erste Zusammenarbeit der Ruhrfestspiele mit der LWL-Theatertherapeutin Sandra Anklam gab’s zur Jahreswende den „Anti-Stigma-Preis“, ausgeschrieben von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychologie und Nervenheilkunde. Das ermutigt zum Weitermachen – und zwar in etwas größerem Maßstab: Vom 2. bis 4. Juni ist das Schloss Herten wieder Schauplatz für eine Ruhrfestspiel-Produktion – und zwar für gleich vier Aufführungen.
Wie im Vorjahr ist es eine Erzählung, kein Bühnentext, den Sandra Anklam als Regisseurin für die wöchentliche Probenarbeit auswählte – die längst begonnen hat. Nach Fjodor Dostojewskis „Traum eines lächerlichen Menschen“ spielen Patienten und Klinik-Mitarbeiter nun „Die Verwandlung“ nach Franz Kafka. Erst der spielsüchtige Russe, nun der lebensängstliche jüdische Tscheche mit seiner Fabel von jenem Gregor Samsa, der sich in einen riesigen Käfer verwandelte: Ist das nicht bloß zerquältes Leidenstheater?
Bei Dostojewskis war’s die Begegnung mit einem kleinen Mädchen, die den Lebensmüden rettet. Und sogar für die schaurig-kafkaeske Metamorphose verspricht das Programmbuch „Hoffnung und Zuversicht in den Stürmen des Lebens“.
So wie im Vorjahr der gefragte Wolfram Koch zur Dostojewski-Inszenierung dazu kam, wird auch „Die Verwandlung“ um einen Profi verstärkt. Aber glauben Sie nicht erkennen zu können, wer die LWL-Patienten unter den Schauspielern sind . . . Sandra Anklam weiß um die Höhe der Messlatte für den „ästhetisch anspruchsvollen Kulturbetrieb“ Ruhrfestspiele. Karten für „Die Verwandlung“ gibt’s zu 10 € bei den bekannten Vorverkaufsstellen.