Marl. .

Anders als die meisten ihrer Mitschüler weiß Hannah Dubiel (18) schon jetzt, was sie nach dem Abitur machen wird: eine Ausbildung zur Industriekauffrau im Marler Chemiepark. Und parallel dazu ein Wirtschaftsstudium zum „Bachelor of Arts“ an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Sie sei „sehr froh“ über diese Aussichten, betont die Schülerin des Albert-Schweitzer-Geschwister-Scholl-Gymnasiums – gerade, da in NRW in diesem Sommer gleich zwei Jahrgänge vor dem Abitur stehen.

Ausbildung zentrales Zukunftsthema

Der doppelte Abitur-Jahrgang 2013: Er hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen dazu animiert, vor gut einem Jahr die Initiative „Nord-Westfalen. Doppelt stark“ ins Leben zu rufen, um in der Region zusätzliche Lehrstellen einzuwerben. Aus dem Kreis Recklinghausen haben sich bislang 26 (von gut 1300) Ausbildungsbetrieben an der IHK-Initiative beteiligt, von den zugesagten 89-Extra-Lehrstellen für Abiturienten sind 50 schon besetzt. Darunter alle 24, die die Infracor Ausbildung (die im Chemiepark einen Ausbildungsverbund vertritt) für diesen Herbst über das bisherige Kontingent (706 Lehrstellen) hinaus zur Verfügung stellt. Dabei, betont Dr. Hans Jürgen Metternich, Leiter der Infracor Ausbildung, seien „alle Unternehmen mit im Boot“.

Das hohe Ausbildungsengagement hält Dr. Metternich dabei nicht zuletzt für „eines unserer zentralen Zukunftsthemen“. Bedingt durch den demografischen Wandel bestehe am Standort ein großer Bedarf an jungen Fachkräften, insbesondere in Instandhaltungs- und Produktionsberufen. Metternich: „Wir investieren viel in Ausbildung, weil wir überzeugt sind, dass sich diese Investition für den Chemiepark lohnt.“

Auch Christoph Pieper, Geschäftsführer der IHK Nord Westfalen, sieht Ausbildung als besten Weg, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Und so sei der doppelte Abi-Jahrgang denn auch „eher eine Chance als ein Problem“. Denn, so Pieper: 2013 sei „das letzte Jahr, in dem man bei den Schulabgängern noch „aus dem Vollen schöpfen kann“. So gehe die Zahl der Schulabgänger bis 2020 (im Vergleich zu 2010) um ein Fünftel zurück. Und damit stelle sich für viele Unternehmen eine neue Frage: „Wer macht künftig die Arbeit?“

Im Chemiepark, betont Metternich, habe man sich dieser Frage dabei nicht erst jetzt gestellt; bereits 2011 sei hier die Zahl der Ausbildungsplätze um 15 erhöht worden, das diesjährige Niveau wolle man 2014 „zumindest halten“. Nicht nur, aber auch für weitere Abiturienten so wie Hannah Dubiel.Übrigens: Gut 90 Prozent der Azubis, so Metternich, würden übernommen.