Recklinghausen..


„Sind wir nicht Opfer genug?“, fragt Herbert Greszuk. Ein Jahr nach dem Untergang der „Costa Concordia“ hat sich die italienische Reederei „Costa Crocere“ bei ihm gemeldet. Der 63-jährige Recklinghäuser überlebte die Katastrophe, leidet aber noch heute an den schrecklichen Erlebnissen in dieser Nacht.

Sonntag, am Jahrestag der Tragödie, so teilte ihm „Costa“ mit, werde eine Trauerfeier auf der Insel Giglio stattfinden. Nicht für ihn und seine über 4000 Leidensgenossen, sondern „um all jenen zu gedenken, die nicht mehr unter uns weilen“. Bei der Katastrophe am 13. Januar 2012 waren 32 Menschen ums Leben gekommen, darunter zwölf Deutsche.

Aus „organisatorischer Sicht“ sei es „Costa Crocere“ unmöglich, „Sie alle auf der Insel unterzubringen“. Kein Wort zu möglichen Entschädigungen, kein persönlicher Satz an die Opfer. Herbert Greszuk ist enttäuscht über diese Formulierungen, spricht von einer niederträchtigen Selbstbeweihräucherung.

Denn die Reederei „Costa“ empfiehlt den Opfern lapidar, an Gedenkfeiern in ihrem Land teilzunehmen. Das wird Herbert Greszuk nicht tun. Der Mann, der im Recklinghäuser Nordviertel ein kleines Café mit integriertem Blumenladen betreibt, setzt morgen auf Arbeit. „Zum Glück haben wir eine große Gesellschaft. Um 10 Uhr ist hier Highlife. Dann bin ich abgelenkt.“

Dabei wäre eine Reise nach Giglio für viele Überlebende wichtig. Sie könnten sich nämlich dann bei „den Insulanern für alles bedanken, was sie in der Unglücksnacht für uns getan haben“.