Recklinghausen. . Kirche und Kino zeigt im ersten Halbjahr nach dem Jubiläum politische Filmkunst aus Südamerika sowie Schräges bis Extra-Schräges aus nordischen Nationen.

„Slainté“ ist das gälische Prosit, auszusprechen in etwa so: „Slohntsche“. Kinofans können ruhig schon mal mit Zungen-Lockerungsübungen beginnen – denn erstmals in der nun zehnjährigen Geschichte von „Kirche und Kino“ wird ein Filmabend mit einer Whisky-Probe eröffnet, natürlich nicht aus durstiger Willkür, sondern minuziös aufs Thema abgeschmeckt.

Der deutsche Freund

Den Anfang im „K+K“-Halbjahr markiert allerdings zunächst der Holocaust-Gedenktag. Am Mittwoch, 30. Januar, um 20 Uhr sehen die Cineasten im Cineworld (in deutscher Synchronisation) die deutsch-argentinische Produktion „El Amigo Alemán“. Argentinien, die Nachkriegs-Zuflucht etlicher NS-Verbrecher, hatte auch viele jüdische Flüchtlinge aufgenommen. Und so begleitet der Film Sulamit, die junge Jüdin, und Friedrich, den 13-jährigen Sohn eines Nazis, über viele Jahre der Kindheit bis zu den 1968er Studenten-Unruhen.

Angel's Share

Die vom Marler Pfarrer Thomas Damm angekündigte „Whisky-Verkostung“ mag eine revolutionäre Neuerung im K+K-Programm sein. Der dazu passende Film lässt sich in eine schöne Tradition einordnen: „Angel’s Share“ (gemeint ist jener „Anteil der Engel“, der während der Jahre des Reifens durchs Fass verdunstet) ist nämlich am Mittwoch, 20. Februar, der fünfte Film von Ken Loach in zehn „Kirche und Kino“-Jahren. Thomas Damm würde den aufrechten britischen Sozialisten gerne mal nach Recklinghausen einladen. „Angel’s Share“ erzählt von unbedarften Kleinganoven aus Glasgow, die einmal den ganz großen Coup landen und den teuersten Whisky aller Zeiten klauen wollen.

Sons of Norway

Joachim van Eickels, der katholische Schulseelsorger im K+K-Team nennt die skandinavische Co-Produktion, zu sehen am Mittwoch, 24. April, eine Filmerzählung „skurriler Trauerarbeit“: Der zwölfjährige Nikolaj verliert durch einen Unfall seine Mutter – und muss als junger Punk nun mit seinem Vater Magnus, einem schrägen Alt-Hippie, zurecht kommen. Der überlebende Uralt-Punk Johnny Rotten von „PiL“ und einstmals „Sex Pistols“ hat in dieser nordisch-schrägen Familien-Komödie einen Gastauftritt.

No (Adios Senor Pinochet)

Ein wenig bekanntes Kapitel aus der langen Geschichte der chilenischen Diktatur schlägt „No“ am Mittwoch, 15. Mai, auf: 1988 engagierte die demokratische Opposition einen mutigen jungen Werbefachmann, um gegen Pinochets Propaganda anzukämpfen und die Volksabstimmung für die noch wackelige Demokratie zu gewinnen.

Lachsfischen im Jemen

Mit einer schwungvollen Komödie verabschiedet K+K die Fans in den Sommer. Für „Lachsfischen im Jemen“ würde sich am Mittwoch, 19. Juni, ebenfalls ein Whisky-Aperitif anbieten. Schließlich spielt der Schotte Ewan McGregor hier einen drögen schottischen Beamten, dessen Expertise in Sachen Fliegenfischen von einem arabischen Potentaten angefordert wird. Die bezaubernde Emily Blunt vermittelt zwischen Fisch und Öl – und verliebt sich in den drögen Angler.