Herten/Vest. .

Der demografische Wandel hinterlässt auch im Kreis Recklinghausen nach und nach seine Spuren. Immer mehr Menschen werden hier und heute deutlich älter als früher, im Gegenzug aber kommen immer weniger Kinder zur Welt. Eine Entwicklung, der nun auch die Vestische als das Nahverkehrsunternehmen der Emscher-Lippe-Region Rechnung trägt. Die elf neuen Busse, die ab Januar durch das Vest fahren werden, bieten allesamt etwas Neues: mehr flexibler Platz für Rollatoren, Rollstühle und Kinderwagen.

„Das ist die Zukunft“, strahlen Geschäftsführer Martin Schmidt und der Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Cay Süberkrüb, nahezu um die Wette. In der Tat. Das, was die Vestische ab Januar anbietet, wird vielen Menschen eine enorm wichtige Hilfe sein.

Einfach, aber effektiv. Die sechs Gelenk- und fünf „normalen“ Busse verlieren brutto keine Sitzplätze, bieten aufgrund von zwei zweisitzigen Klappsitzbänken im Bedarfsfall aber deutlich mehr Stellfläche. „Platz, der gerne in Anspruch genommen wird und auch nötig ist“, wie Karl Martin verdeutlicht. Der 63-Jährige ist Sprecher der Hertener Seniorenkonferenz und aufgrund einer Gehbehinderung meistenteils auf einen Rollstuhl angewiesen. Der zusätzliche Platz, den die Busse der Vestischen alsbald bieten, bedeutet auch für ihn deutlich mehr Qualität auf seinen Wegen mit dem Öffentlichen Personennahverkehr.

In den neuen Bussen, die wie viele zuvor vom nahe Posen ansässigen polnischen Bushersteller Solaris gefertigt werden, „kann die Plattform für die Sondernutzung auf bis zu 2,90 Meter erweitert werden“, so Martin Schmidt.

Pilotprojekt in Castrop-Rauxel

Seit 2007 wurden die größeren Stellflächen im Rahmen eines Pilotprojekts von der Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel GmbH (HCR) getestet, die zusammen mit der Vestischen, der Bogestra und der DSW21 die Kooperation Östliches Ruhrgebiet (KÖR) bildet. Die Erfahrungen waren derart positiv, dass nun auch die Vestische beginnt, ihre Fahrzeugflotte nach und nach umzurüsten.

Zusammen mit der Absenkmöglichkeit und den Klapprampen (Traglast bis 350 kg, auch für E-Rollstühle), die heute in 97% aller Busse der Vestischen verbaut sind – 224 eigene und rund 140 beauftragter Subunternehmen – bildet die aktuelle Neuerung ein Paket, „das die Attraktivität des Nahverkehrs im Vest steigert und auch Menschen mit Behinderung die Teilhabe am öffentlichen Leben weiter erleichtert“, so Landrat Süberkrüb.

Neben dem ausgeweiteten Platz bietet die Vestische zudem ein Mobilitätstraining für Vertreter von Senioren- und Behinderteneinrichtungen an, ein Leitfaden und ein Infofilm sind ebenfalls „in Mache“ .

Wie viel Geld die Vestische letztlich für die neuen Busse genau ausgibt, ist unklar, zumal elf Altfahrzeuge ausgemustert und für Summe Xverkauft werden. Die sechs Gelenkbusse mit dem neuen System kosten jeweils rund 330 000 Euro, die fünf normal langen je rund 220 000 Euro. Zusammen also unbestätigte 3 Mio Euro.