Recklinghausen. .
„So eine große Aktion haben wir auch noch nie erlebt.“ Nina Schmidt war baff. Und das passiert bei der Leiterin des Tierheims selten, denn sie und ihre Mitarbeiter sind ja einiges gewohnt. Aber 46 Hunde, die einem Besitzer weggenommen werden müssen? Das übertraf alles bisher Dagewesene. So geschehen am Montag, als der Kreis Recklinghausen mit Durchsuchungsbefehl an einem Hof im Oberdorfweg in Oer-Erkenschwick anrückte.
Hundehaltungsverbot angestrebt
Dort solle es wohl schon zwei Jahre lang Schwierigkeiten gegeben haben, hatte Nina Schmidt gehört. Aber jetzt wurden die Foxterrier vom Hof weggeholt und der Kreis „will ein Hundehaltungsverbot für den Besitzer“, so Kreispressesprecher Jochem Manz. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
„Kleine, große, weiße, gelbe, braune, dreifarbige, einfach alles“, so berichtet Nina Schmidt von dem „Besuch“. Mit zwei Autos, zwölf Boxen und drei Mitarbeitern war sie in die Stimbergstadt gefahren. „Einige Rüden lebten in Transportboxen“, schildert sie die Zustände.
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„Damit Tiere vom Amtsveterinär weggenommen werden, müssen schon schlimme Missstände herrschen.“ So sei auf dem Hof alles verdreckt gewesen, die Tiere voller Kot und Urin, alle mit viel zu langen Krallen. „Das hat ganz schön gestunken, wir selbst haben auch noch den ganzen Abend nicht gut gerochen“, rekapituliert die 31-Jährige mit einem Lachen. Das verliert sie sowieso nie. „Wenn ich unglücklich bin, hilft das keinem Tier. Wir gehen mit Spaß an die Arbeit und das merken die Tiere auch.“ Der Einsatz gestern, drei Stunden bei einem Grad Celsius, „das war allerdings nicht mehr lustig und da haben wir dann auch nicht mehr gelacht. Da ist man einfach nur noch fertig, nervlich und körperlich.“
Sechs Hundepfleger inklusive der Azubis kümmern sich jetzt um die 20 Welpen und 26 größere Foxterrier. „Alle sehr lieb, obwohl es ja Jagdhunde sind.“ Die seien eigentlich problemlos, auch für Familien geeignet, bloß brauchten sie eben viel Bewegung. Mancher Rüde, der in eine Transportbox eingesperrt war, läuft allerdings auch jetzt noch den ganzen Tag im Kreis. „Eine schwere Stereotypie“, so beurteilt Schmidt die Verhaltensstörung.
36 von den 46 Foxterriern konnte sie in der Waldstraße aufnehmen, zehn wurden an andere Tierheime vermittelt. Ein Wurf Welpen sitzt in einer Katzenstube, einige Hunde wurden ins Außengehege verlegt und alle rücken etwas zusammen. Sonst geht es nicht. „Aber jetzt können wir erstmal keine weiteren Hunde mehr aufnehmen.“