Recklinghausen. . Das französische Programm des 3. Sinfoniekonzerts bot zwei Premieren: eine Orgel im Festspielhaus und das Solo-Debüt des neuen Konzertmeisters.

Endlich, darf man wohl sagen, durfte auch der junge neue Konzertmeister der Neuen Philharmonie Westfalen im Ruhrfestspielhaus solistisch seine Könnerschaft beweisen: Der 28-jährige Yusuke Hayashi eröffnete mit Ernest Chaussons „Poeme“ das französische Programm des 3. Sinfoniekonzerts.

Rasmus Baumann dirigierte mit Feinsinn und Delikatesse – aber vor einem leider nur zu zwei Dritteln gefüllten Festspielhaus – vier Werke, die sich stimmig ergänzten und die keineswegs zum „gängigen“ Orchesterrepertoire zählen.

Unprätentiös, aber nuancenreich

Abgesehen vielleicht von jenem Ton-„Gedicht“ des Spätromantikers Chausson, das zunächst schwärmerisch „Das Lied der triumphierenden Liebe“ heißen sollte. Yusuke Yahashi allerdings deutete die Süße dieses kleinen Violinkonzerts mit Diskretion: Er spielte unprätentiös, aber nuancenreich – vom zartesten Schmelz bis zum rauen Angriff auf die Saiten.

Francis Poulencs Orgelkonzert g-moll stellte ein neues Instrument im Besitz der NPW vor. Die elektronische Orgel mit 32 Registern und zwei Manualen widerlegte unter dem packenden Zugriff der erst 23-jährigen Anna-Victoria Baltrusch jene gern zitierte Einstufung Poulencs als eines „galanten Musikers des 18. Jahrhunderts“.

Tatsächlich war der Barock- und Rokoko-Verehrer mit seinem Werk von 1938 in der aufwühlendsten Zeit des 20. Jahrhunderts angekommen. Die drei ineinander gleitenden Sätze zeigten die Orgel zunächst düster-dräuend, später geradezu kirmeshaft-verspielt.

Da brauchte es schon ein gekonnt-wuchtig aufspielendes Orchester, um mit den Streichern den Forte-Akkorden der Orgel standzuhalten. Die weit höher einzuschätzende und ein halbes Jahrhundert ältere „Orgelsinfonie“ Camille Saint-Saens wies der „Königin der Instrumente“ eine weitaus dienendere Rolle zu.

Doch zunächst bezauberte nach der Pause Claude Debussys delikate Orchestrierung von zwei Sätzen der „Gymnopédies“: Die cleveren Spielereien des Musik-Kauzes Erik Satie verwandelten sich in schlackenlosen Genuss – und die NPW bewies unter dem Dirigat Rasmus Baumanns wieder einmal enorme Wandlungsfähigkeit.

Denn die folgende „Orgelsinfonie“ bewegte sich mit zunehmender Verve aus einem Debussy-zarten Auftakt zu grandiosem Powerplay. Zum Elfenspuk à la Mendelssohn-Bartholdy wurde das Scherzo mit seinen irrlichternden Holzbläsern, während das Finale an diesem französischen Abend mit seinem hymnischen Pomp einen bemerkenswert „britisch“ klingenden Saint-Saens inszenierte.

Ein Konzert voller Finessen und raffinierter Wendungen.