Marl / Dortmund. . Skulpturenmuseum „Glaskasten“ beteiligt sich am Sonntag, 18. November, an rollender Performance mit Nadja Verena Marcin.

Sie tanzte mit Schirm und im hautfarbenen Trikot zu „Singing in the Rain“ auf einer Plaza im sonnigen Los Angeles, führte im weißen Brautkleid einen zotteligen Esel über den Dorstener Marktplatz und gab Elvis’ „Are you lonesome tonight“ in einer trostlosen Säuferkneipe im litauischen Kaunas. Die Video-Kunst von Nadja Verena Marcin bespielt gerne und einfallsreich öffentliche Räume.

Schloss mit Prinzessin und Prinz

Mit dem Skulpturenmuseum Glaskasten geht die in Dorsten aufgewachsene Wahl-New Yorkerin am Sonntag, 18. Dezember, auf eine „Reise nach Ägypten“. So heißt die ganztägige Live-Performance für die Marls Museums-Chef Georg Elben mit zwei verbündeten Institutionen – dem Dortmunder Kunstverein und der „Werkstatt Bleichhäuschen“ in Rheda-Wiedenbrück – einen eigens mit besonderer Audio- und Video-Technik ausgestatteten Bus charterte. Für einen Sonntag geht nicht nur das Museum auf Reisen: auch die aktuelle Kunst zeigt sich höchst beweglich.

„Ich arbeite mit Gefühl und Atmosphäre“, sagte Nadja Verena Marcin, als ihr der Dorstener Kunstverein 2009 die erste hiesige Einzelausstellung ausrichtete. Ihre Performances und „Guerilla-Drehs“ seien nicht wiederholbar, „keine Shows, die man an jedem Marktplatz aufklappen kann“. Das gilt besonders für New York, wo jede offizielle Drehgenehmigung einem Staatsakt gleichkäme. Selbst dort gilt aber für die Video-Künstlerin: „Passanten sind der Teil „Alltagssituation“ im Drehbuch.“

Das Engagement des „Glaskastens“ für diesen besonderen Performance-Tag auf Touren versteht Georg Elben als „Nachwuchs“- Förderung für eine junge Künstlerin, die längst mit einer ausgeprägt individuellen Stimme spricht.

Wovon „erzählt“ Nadja Verena Marcins „Reise nach Ägypten“: Sie erinnert sich an eine Situation vor fünf Jahren, als ihre israelische Freundin Noa D. ihr vorschlug, eine Busfahrt durch den Sinai ans Rote Meer zu unternehmen: „Die Performance greift das Kinderspiel auf und benennt es um in „Reise nach Ägypten“. Es fungiert als Aufhänger eines Sehnsuchtsmotivs.“

Die „gedankliche“ Reise führt von Cairo in den Catskills (in Up­state New York) zu den Beduinen des Sinai, zu einer Gruppe türkischer Jugendlicher in Westdeutschland und schlussendlich, so Nadja Verena Marcin, „zu einem Schloss mit Prinzessin und Prinzen“. Die Reise-Teilnehmer im Hightech-Bus starten (ganz prosaisch) beim Dortmunder Kunstverein, um von dort über Marl nach Rheda-Wiedenbrück und zurück nach Dortmund zu fahren. Für das leibliche Wohl unterwegs ist gesorgt.

Spontan Entschlossene haben noch eine kleine Chance, im Bus auf der „Reise nach Ägypten“ dabei zu sein: Anmeldung im Skulpturenmuseum Glaskasten unter 02365
99 22 57.

Die aktuelle Ausstellung von Nadja Verena Marcin richtet der Dortmunder Kunstverein aus: „Action Manual Vol. 1“ mit Fotos, Videos und Raum-Installationen ist bis zum 22. Dezember in den Vereinsräumen Hansastraße 2-4 zu sehen.