Recklinghausen. .

Das Grauen beginnt mit dem dumpfen Schlag der Stahltür, untermalt von bedrohlichen Klangfetzen aus Lautsprechern. Die Tür schlägt zu. Und jeder Besucher der Ausstellung im Bunker unter der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule an der Hunsrückstraße taucht ein in eine Welt, die vor mehr als 70 Jahren beklemmende und brutale Realität war.

Gestern jährte sich zum 74. Mal die Reichspogromnacht. Und die Jahrgangsstufe zehn der Bonhoeffer-Schule erarbeitete mit ihren Lehrern eine Gedenkveranstaltung zu jenem Tag, als in Deutschland die Synagogen brannten, Schaufenster eingeschlagen, Geschäfte geplündert, Juden geschunden und ermordet wurden.

Besichtigung der Ausstellung

Die dreiteilige Ausstellung, die vier Klassen der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule in den vergangenen Wochen erarbeitet haben, ist von Montag, 12. November, bis Freitag, 16. November, jeweils vormittags für Schulklassen geöffnet.

Auch andere Interessierte können sich die Arbeit der Schüler ansehen. Dies ist am Dienstag, 13. November, und am Donnerstag, 15. November, jeweils von 15 bis 18 Uhr nach telefonischer Anmeldung (02361 49 92 40) möglich.

„Auch in Recklinghausen ist das passiert“, erinnerte Schulleiterin Angelika Wielk. Genauso wie Geschichten von Mord und Demütigung passierten, wie sie einige Schülerinnen vortrugen, denen bisweilen der Atem stockte, als sie aus dem Buch „Aber Steine reden nicht“ von Carlo Ross lasen.

„Warum sollen wir uns so lange nach dieser Zeit mit dem Thema auseinandersetzen?“, hatten sich Schüler der vier Klassen zu Beginn des Projekts vor zwei Monaten gefragt. Weil die Erinnerung, wie sie heute wissen und wie es Bürgermeister Wolfgang Pantförder in seiner Rede betonte, wichtig ist, „damit diese unbeschreiblichen, furchtbaren Verbrechen nicht mehr geschehen.“ – „Wie hätte ich reagiert?“, fragt sich Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die wie viele Politiker auf Wunsch der Schüler einige Zeilen zur Ausstellung beigetragen hat. Schwer zu sagen. „Aber was man sagen kann, ist: wie würde ich heute reagieren.“

Die Brücke zu schlagen zwischen Gestern und Heute, darauf kam es den Zehntklässlern in ihren drei Ausstellungen an: bei der Präsentation von Fotos, von Briefmarken, aber vor allem in der Bunkerausstellung. In vier Räumen tief unter der Erde hat die Klasse von Kunstlehrer Hans Joachim Pokojs-
ki den Beginn der Verfolgung, festgemacht am 9. November 1934, über das Pogrom (1938) bis zur Bedrohung von Minderheiten heute dargestellt. Auf einem Tuch steht der Beginn eines Diktats von 1934 („Wie Jesus die Menschen von den Sünden und der Hölle befreite, so rettete Hitler das deutsche Volk“), auf dem Boden liegen Bücher verbannter Autoren – Brandgeruch liegt in der Luft. Darüber hängt eine Feuerwehruniform, unversehrt. In einem Zeitungsausschnitt von damals ist zu lesen: „Die Synagoge brannte ab, die Häuser drumherum konnten gerettet werden.“ Es sind nur Teile einer Ausstellung, die viele Besucher verdient hätte.