Herten. .

Dass die Bevölkerung altert – auch in Herten – ist nicht Neues mehr. Dass die Armut ansteigen wird, darüber wird seit Tagen und Wochen berichtet. Doch für Herten sehen die Zahlen noch dramatischer aus – insbesondere bei der Verschuldung. Das dokumentiert der Sozialbericht der Stadt Herten.

Leidtragende sind derzeit insbesondere Familien und ältere Menschen, die immer häufiger auf Unterstützung zur Bewältigung ihres Alltags angewiesen sind. Trotz der positiven wirtschaftlichen Zahlen und gesunkener Arbeitslosenzahlen hat der Aufschwung die Bedürftigen zu wenig oder gar nicht erreicht. So lautet das Fazit der Schuldnerberatung, die von der Diakonie und dem Familienbüro betrieben wird.

Professionelle Hilfe

Marlis Garmatsch von der Schuldnerberatung: „Immer mehr Menschen finden den Weg zu uns, insbesondere Ältere.“ Diese hätten es früher vermieden, sich professionell helfen zu lassen, weil die Scham zu groß war. Sie wollten es sich nicht eingestehen, nicht allein über die Runden kommen zu können. „Doch durch die immer größer werdende Altersarmut fällt es nun vielen auf, dass sie ihre Probleme nicht mehr allein handhaben können“, so Garmatsch. Und so gebe es jetzt schon viele Menschen, die bei Rentenbeginn „direkt in die Grundsicherung gehen“.

Dramatisch sieht es auch bei der Verschuldung aus. Im Vergleich zu 2010 stiegen die Schulden von 18,5 Mio auf 26,3 Mio Euro (+41,62%). So suchten 200 zusätzliche Personen Hilfe bei der Schuldnerberatung, die mit bis zu 10 000 Euro verschuldet sind (+23,87%). Und die Zahl der hoch verschuldeten Haushalte über 100 000 Euro wuchs um 48 Prozent (25 auf 37). „Häufigstes Problem sind dabei gescheiterte Baufinanzierungen“, so Marlis Garmatsch. So rechneten sich manche Familien den Häusle-Bau schön. Sie erinnert sich an einen Fall, bei dem die 1000-Euro-Rente der 90-jährigen Oma wichtiger Bestandteil der Finanzierung war. Als die alte Dame starb, fehlte das Geld für die Raten. Aus diesem Grund bietet die Schuldnerberatung auch an, auf Baufinanzierungen zu schauen und abzuklären „ob es passt oder nicht passt“.

Der Klassiker bei der Hochverschuldung ist jedoch die Scheidung. Waren vorher für die Tilgung zwei Einkommen vorhanden, reicht nach der Trennung ein einziges Gehalt nicht mehr aus.